Der Stadtstreicher – Kolumne Nr. 27


Eindrücke aus der Adventszeit

Was wäre ein Dezember ohne Pakete schleppen und Glühwein oder Punsch-Schlürfen? Und was wären Weihnachtsmärkte ohne Gewusel? In ganz Deutschland stehen Buden auf den schönsten Plätzen und durch die Gassen strömen Düfte, Klänge und sentimentale Menschen. Süßer die Kassen nie klingen.

Ein paar Beispiele für die Buchauer Bürger, die aus der Enge der Heimat in diesen Tagen ausbrechen wollen. Die Angebote sind verlockend und überaus vielfältig, das Brauchtum völlig verschieden und die Köstlichkeiten auch.

Köln: Die Heinzelmänner sind los , die Kölner haben zudem einen Grund zu feiern: Die Heinzelmänner sind zurück! Die einst durch die Neugier der Menschen vertriebenen Kölschen Kultwichtel ziehen den roten Faden auf dem Weihnachtsmarkt in der Altstadt (22. November bis 23. Dezember).

„Brüderchen und Schwesterchen“ werden dieses Jahr die Hauptpersonen auf dem Kasseler Märchenweihnachtsmarkt (22. November bis 23. Dezember) sein. Die Stadt der Brüder Grimm lockt im Advent in den „Märchen- und Zauberwald“.

Bergparaden im Erzgebirge erleben . Nicht nur weihnachtliche Musik, sondern oft auch das Steigerlied „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt“ erklingt im Erzgebirge. Dann ziehen die traditionellen Bergparaden, stimmungsvolle Aufmärsche der Sächsischen Bergsmannsvereine und -kapellen, durch die Straßen auf die Marktplätz Aus dem Mittelalter auf den Kugelmarkt Auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt am Wenigemarkt bieten Händler in historischen Gewändern wie vor vielen hundert Jahren ihre Waren feil (23. November bis 22. Dezember). Auf die Spuren des gläsernen Christbaumschmucks begibt man sich auf einer Fahrt ins thüringische Lauscha. Dort wird am ersten und zweiten Advent der Kugelmarkt aufgebaut. In diesem Ort wurden die Kugeln und Figürchen vermutlich erfunden, als ein Glasbläser anno 1847 seiner Familie keine echten Äpfel und Nüsse kaufen konnte und in seiner Not Früchte und Nüsse aus Glas schuf. Hauptperson dort ist übrigens nicht der Weihnachtsmann, sondern die Glasprinzessin. Chemnitz: Ein Rendezvous mit Nussknacker, Räuchermännchen und Schwibbögen .Lebkuchenduft ganz hoch im Norden schnuppern.

Sie sehen die deutsche Weihnachtskultur wird Landschaft- und Brauchtum bezogen gefeiert. Nur der Christbaum als solcher verbindet alle. Natürlich sind solche Besuche nur möglich, für die paar Wenigen, die in dieser hektischen Zeit überhaupt noch Zeit haben. Ich meine wegen der vielen Betriebs- und Vereinsweihnachtsfeiern. Und dann muss man auch noch die nachbarlichen Weihnachtsmärkte abklappern und die verschiedenen Weihnachtskonzerte der Musikkapellen und Chöre besuchen. Also kaum mehr Raum für andere Bräuche, Eindrücke und Besinnliches. Wie kann man bloß so etwas überhaupt ansprechen? Eine Zumutung! Selbst sämtliche Wochenenden sind ausgebucht. Von wegen Sonntagsruhe. Dann auch noch ein paar private Erledigungen. Brötla backa it vergessa. Haus und Garten ins Licht bringen. Völlig erschöpft und abgekämpft am Heiligen Abend finden wir endlich zu uns. Gähnend vor dem Weihnachtsbaum. Nur ein Gedanke bewegt uns: ich habe es wieder einmal geschafft, alle Verpflichtungen erfüllt! Das ist unsere Weihnachtsfreude. Bescheidenes Glück! Alles glänzt und leuchtet, nur wir selbst nicht.

Wir haben Geschenke gekauft und Karten geschrieben,
doch wo ist der Advent geblieben?
Aus einer Zeit der Einkehr und Stille
wurde eine Zeit der „Schrille“.
Weihnachten wird so völlig falsch verstanden,
und der Zauber kommt abhanden.

Stress und Hektik prägt die Zeit,
das Fest wird dem Konsum geweiht.
Ja, Weihnachten soll festlich sein,
da stimm ich auch sofort mit ein.

Doch was wird eigentlich gefeiert,
wird’s nicht rundherum verschleiert?
Geht so nicht unter der tiefere Sinn
und welch Geheimnis liegt darin?
Woll’n wir uns das nehmen lassen
und das Wichtigste verpassen?

Nun diese Frage müssen wir uns schon gefallen lassen. Unsere ganz persönlichen Erwartungen sehen vielleicht anders aus?

Für die restliche Adventsperiode bleibt ja noch Zeit zum Nachdenken. Wenn Sie sich so viel Zeit nehmen.

Na dann….frohe, erbauliche Weihnachtszeit , liebe Leser

Ihr Stadtstreicher