Stadtstreicher Nr. 70

Stadtstreicher Nr. 70

Dem Stadtstreicher fällt seit längerem auf, dass die Diskussionsfreude in „amfedersee.de“ erheblich nachgelassen hat. Da fragt man sich natürlich: Wieso? Natürlich können nicht laufend spannende, umfassende Themen wie der Missbrauchsfall und Befangenheitsverstöße oder Nachlässigkeiten der Verwaltung und des Gemeinderates wie bei der Hauptsatzung aufgetischt werden. Dienstaufsichtsbeschwerden sollten sich auf wirklich generelle Themen beschränken und nicht zur Marktware verkommen. Aber zu diskutieren gäbe es in der Buchauer Lokalpolitik mehr als ausreichend. So manches läuft nur überaus schleppend und holprig vor sich hin, verzögert sich endlos oder wird gar korrigiert. Auch fehlt es hin und wieder an durchstehender Initiative und weitreichendem Blick um Infrastrukturbereiche aufzufangen oder fort zu entwickeln. Etwas mehr Leidenschaft könnten wir uns schon leisten. Dagegen mangelt es an Ausflüchten und Rechtfertigungen ganz sicher nicht. Aber damit wird eben nichts verändert und ganz sicher nichts neu gestaltet. Alles „Umgemacht“ auf die „große“ Politik zu schieben, ist ebenso wenig gerechtfertigt.

Wieso wird also weniger diskutiert? Ist es das Gefühl, man kann doch nichts verändern? Also Enttäuschung? Wird den Erwartungen der Bürger in Bad Buchau nicht entsprochen? Oder hat man das Gefühl, es wurden Hoffnungen zerstört? Ist es Ratlosigkeit, Unschlüssigkeit? Oder ist es Zufriedenheit und Sorglosigkeit? Einvernehmen und Einverständnis mit den Gegebenheiten? Aber was es nun auch sein mag, für den Bürger ist es das Schlimmste, in der Politik keinen Entschluss zu fassen, sich also nicht zu äußern. Demokratie lebt nun mal von Rede und Gegenrede und das nicht nur im Gemeinderat. Sich zu Themen auch aus der Bevölkerung zu äußern oder auch Fragen zu stellen, schadet zwischen den Wahlen ganz sicher nicht. Professor Schiefele (Pädagogik II in München 70iger Jahre) sagte in seinen Vorlesungen immer: „Wenn Sie Fragen haben, dann melden Sie sich. Haben Sie keine Angst, für dumm zu gelten. Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten.“

Da konnte man dieser Tage in den Stadtnachrichten Bad Schussenried lesen, dass man gerne mit Bad Buchau und Ingoldingen in der offenen Jugendarbeit gemeinsame Grundlagen erarbeiten wolle. Eine Sozialraumanalyse solle den Handlungsbedarf der Gemeinden aufzeigen und in konkreten Handlungsempfehlungen einmünden. Ingoldingen hat bereits zugesagt und die Bad Schussenrieder würden auch ohne die Bad Buchauer Beteiligung diesen Weg beschreiten. Die Buchauer Zurückhaltung wird damit begründet, dass man zuerst die Zukunft des „Juze“ klären wolle. Das ist kaum zu verstehen. Soll doch die Sozialraumanalyse gerade für solche Jugendeinrichtungen Hilfsmittel liefern und Entscheidungsstrategien aufzeigen. Macht man hier wieder einmal den hinteren Schritt vor dem vorderen? Oder ist es nur eine fadenscheinige generelle Absage nach Bad Schussenried? Aber so wird man nie eine Zusammenarbeit in dem Dreieck Bad Buchau – Bad Schussenried – Ingoldingen in schulischen Fragen im besonderen und der Jugendarbeit allgemein finden. Dabei wäre das so dringend. Solche Sachen muss man auswärts lesen, weil das Buchauer Rathaus nicht in der Lage ist, dies öffentlich preis zu geben. Das sind wir gewohnt. Denn so erfährt man nie etwas, wenn bei uns etwas schief läuft. Damit wären wir wieder beim Thema der Buchauer Geheimdiplomatie, die also einen tieferen Grund hat.