Stadtstreicher Kolumne Nr. 84: Gedanken

Gedanken

Wer die Wuhrstraße und die Oggelshauser Landstraße befährt, wird immer auch an das Rathaus erinnert. Wieso?

Die Wuhrstraße glänzt durch einmalige Verkehrsregelung auf gleicher Höhe. Jeder Autofahrer winkt dem anderen zu, er soll endlich den Engpass durchfahren. Am Schluss fahren beide an und stoppen wieder. Gerade mal gut gegangen. Die Straße lädt geradezu ein, Missverständnisse auszutragen und den Puls immer ansteigen zu lassen. Andere geben Gas, um vor dem nahenden Gegenverkehr die Engstelle noch passieren zu können. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist egal. Der Entgegenkommende denkt aber das gleiche und da wird die Situation schon gefährlicher. Mindestens stärkeres Abbremsen ist erforderlich um die Sache im Griff zu behalten. Das ist der Buchauer Weg die Bürger wach zu halten. Wirklich nicht sehr angenehm aber durchaus wirksam. Dass man dabei an das Rathaus denkt, kann nicht schaden. Sonst könnte man das ja vielleicht vergessen.

Die Oggelshauser Landstraße glänzt durch Unebenheiten. Spätestens ab 70 km/h denkt man daran, dass man sich mitten im Naturschutzgebiet befindet und hier andere Prioritäten herrschen. Aber zum Betrachten unserer schönen Landschaft fehlt trotzdem die Zeit, weil man gebannt auf die Fahrbahn blickt, um den Wagen in der Spur halten zu können. Die Straße vertreibt alle anderen nutzlosen Gedanken des Tages. Konzentration auf das Wesentliche kann man hier üben, ohne teure Fortbildungskurse besuchen zu müssen. Aber was hat das mit der Stadt zu tun? Im Wochenblatt vom 11. Oktober wird das von BM Diesch so erklärt: „Wie gesagt, wir können nicht viel machen. Außer vielleicht den Zuständigen lästig zu fallen…………“ Wie konnte es da passieren, dass die Planunterlagen plötzlich verschwinden? Vielleicht hat die gar ein Minister, der von BM Diesch so unheimlich bedrängt wurde, diese für seine Nachtlektüre mit nach Hause genommen und noch unter seinem Kopfkissen liegen? Oder sind diese bei einer Schauübungsfahrt des Bürgermeisters mit dem Regierungspräsidenten bei einer Unebenheit schlagartig aus dem offenen Fenster geflogen? Also mehr kann man nun wirklich nicht tun. Deswegen denkt man auf der Fahrt nach Oggelshausen oder zurück immer auch an das Rathaus. Natürlich auch an die Landesregierung. Der Bürgermeister der täglich mehrmals diese Strecke zu fahren hat, kann sicher überhaupt nicht mehr an anderes denken. Das beansprucht seine ganze Konzentration des Tages. Lästig genug, aber leider ohne jeglichen Erfolg.

Beim Haushaltsbericht 2011 ist es endlich klar herausgekommen. Die Stadt ist seit 2008 schuldenfrei. Nein, doch nicht. Denn weiter heißt es: „allerdings“. Allerdings hat sie beim Marienheim und der Wasserversorgung noch Schulden in Höhe von rd. 2 Millionen Euro. Also die Stadt ist doch nicht schuldenfrei. Warum nicht gleich mit der ganzen Wahrheit herausgerückt. Solche Herumrede kann der Bürger (und vielleicht der eine oder andere Gemeinderat auch) ohne längere Gesetzeskommentare sowieso nicht verstehen.

Fast 750.000 Euro hat die Stadt 2011 für die Stadtsanierung ausgegeben. Dies sollte wohl besser heißen für die Straßensanierung? Bis jetzt sind keine Verbesserungen an den Häusern im Stadtgebiet zu sehen. Man darf wohl davon ausgehen, dass hier leere Schaufensterscheiben nicht zur Stadtsanierung gehören. Also wo sonst sollte das viele Geld hingekommen sein? Unser Rathaus gibt uns immer volle und klare Auskünfte, mit denen der Bürger das Geschehen eingehend verfolgen kann. Weiter so.

Die Federseeschule wurde in den letzten Jahren für sage und schreibe 5,2 Millionen Euro saniert. Hoffentlich ist da nicht ein Nachttresor für die Städt. Rücklagen, die 2011 noch 2,6 Millionen Euro betrugen, eingebaut worden. Aber viel Geld wird wohl das Schwimmbad verschluckt haben, das über ein Jahr geschlossen war. Nachdem jetzt die Gemeinschaftsschule kommen wird, ist vielleicht die interne bauliche Infrastruktur wenigstens auf diese Schulform hin ausgerichtet. Eine Sanierung nach der Sanierung wäre schon fatal.