Grüne fordern bei Missbrauch „null Toleranz“

Kriminalität: Vorwürfe an die Schulaufsicht

Stuttgart.

Dem Missbrauch von Kindern in Internaten, Heimen und Feriencamps muss nach Ansicht der oppositionellen Grünen ein Riegel vorgeschoben werden. „Für sexuellen Missbrauch muss null Toleranz gelten“, sagte gestern Familienexpertin Brigitte Lösch in Stuttgart. Die CDU/FDP-Landesregierung habe noch keine Verlautbarung zu dem Thema abgegeben. In vielen Fällen habe die Schulaufsicht versagt. Eine bessere Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe sei unerlässlich. Privatschulen etwa dürften sich nicht länger „im toten Winkel der Schulaufsicht“ bewegen. Kultusministerin Marion Schick (CDU) bezeichnete es unterdessen als „unfair“, der Schulaufsicht Untätigkeit vorzuwerfen.

Vorfälle in zehn Einrichtungen

In Baden-Württemberg wurden nach Angaben der Grünen zuletzt Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs in zehn Einrichtungen bekannt. Darunter seien auch zwei Privatschulen: das Kolleg im südbadischen St. Blasien und die Schule Schloss Salem am Bodensee. Im Südwesten sind nach Angaben des Kultusministeriums im Jahr 2009 rund 2400 Kinder und 500 Jugendliche Opfer von Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung geworden. Es sei aber davon auszugehen, dass die Dunkelziffer ein Vielfaches davon betrage, betonte Lösch.

Die aktuelle Diskussion müsse genutzt werden, um den Schutz in den Einrichtungen und in den Familien zu verbessern. In Schulen, Internaten und Heimen müssten Kinder und Jugendliche zu jeder Zeit verlässlich wissen, an wen sie sich wenden können, sagte Lösch. Zudem forderte sie Vereinbarungen zwischen Schulen und Jugendämtern, in denen festgelegt wird, dass bei Verdacht auf Missbrauch das Jugendamt eingeschaltet werden muss. Bislang gebe es diese Pflicht nicht, betonte Lösch.

Kultusministerin Schick wies unterdessen den Vorwurf zurück, die Schulaufsicht habe in Fällen von sexuellem Missbrauch an Privatschulen versagt. „Sie kann nur dann tätig werden, wenn sie informiert wird. Wenn dies wie im Falle Salem unterbleibt, ist es unfair, der Schulaufsicht Untätigkeit vorzuwerfen“, sagte Schick. Die Regierungspräsidien würden ihrer Aufsicht sehr wohl nachkommen. Den Grünen warf die Ministerin vor, sich mit der ernstzunehmenden Problematik unverantwortlich profilieren zu wollen. lsw

Mannheimer Morgen
13. August 2010

2 thoughts on “Grüne fordern bei Missbrauch „null Toleranz“

  1. “Für sexuellen Missbrauch muss null Toleranz gelten”, sagte gestern Familienexpertin Brigitte Lösch in Stuttgart.

    Die CDU/FDP-Landesregierung habe noch keine Verlautbarung zu dem Thema abgegeben.
    Privatschulen etwa dürften sich nicht länger “im toten Winkel der Schulaufsicht” bewegen.

    Doch doch, einige der CDU und der freien Wähler in Bad Buchau haben ihr Urteil längst abgegeben:
    Im Missbrauchsfall des Musikschuldirektors wurde per Beschluss ein vertuschen, ein verheimlichen und ein nicht informieren der Buchauer Bürger im Gemeinderat abgestimmt.

    1. Stimmt!!!! und derjenige, der für öffentlichkeit kämpft wird als nestbeschmutzer hingestellt. So läufts auf dem lande!
      leider haben wir, ich jedenfall, nichts über die Schule ( Gymmi) erfahren, an der der musikschullehrer hauptberuflich im broterwerb tätig war. leider!
      Diese Schulaufsicht hat auch versagt, verheimlicht… Wäre gut, den Namen der schule zu wissen, auch wenns schon ein jahr her ist.

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