Stadtstreicher Nr. 95 zur Sperrstunde Bad Buchau

Nachbetrachtung zur Sperrstunde

Nun die Sperrstundendebatte hat die Buchauer sehr stark mitgenommen. Gut ein halbes Jahr wurde den armen (Jungen? und Älteren?) der Schlaf geraubt. Hinzu kommen noch einige direkt Betroffene vom Marktplatz. Tatsächlich haben sich über dieses Thema in „amfedersee.de“ so viele gemeldet, wie zu anderen Themen zusammengenommen das ganze Jahr über nicht. So hat man gemerkt, dass in Bad Buchau tatsächlich noch etwas unterschwelliges Leben haucht. Einige haben sich gar ereifert und mit Depp und Volldepp und anderen Ausdrücken um sich geworfen. Manche scheinen wohl ihre ganze Fortbildung nur über Stammtische zu beziehen. Denen sei verziehen. Also hochgeistige Nahrung war die Debatte gewiss nicht, von einigen Ansätzen nach Sachlichkeit und Ausgewogenheit abgesehen. Aber immerhin ist aus diesem stumpfen Eintopf doch noch etwas herausgekommen. Die Freien Wähler haben sich der durstigen Kehlen erbarmt und tatsächlich noch ein paar Lockerungen in die Sperrzeitregelung eingebaut. Bescheiden aber immerhin konzessionsbereit. Wieder einmal ein berichtigter Gemeinderatsbeschluss nach reiflicher Überlegung und umsichtiger Betrachtung. Natürlich fragt man sich, warum immer erst in mehreren Anläufen im Bad Buchauer Gemeinderat etwas Haltbares beschlossen werden kann? Aber darüber ist beim Stadtstreicher schon oft und viel nachgedacht worden. Ändern tut sich gar nichts. Immerhin hat „amfedersee.de“ doch wieder einmal gewisse öffentlichkeitswirksame Impulse ausgesendet und den Rat zum Nachdenken „gezwungen“.

Zum gründlicheren Nachdenken regt die Angelegenheit darüber hinaus noch an. Die Sperrzeitenregelung ist zwar für die Betroffenen wichtig, aber ganz sicher nicht für die Existenz der Stadt von Bedeutung. Viele andere und wichtigere Themen ziehen an den Bürgern ohne nennenswerte Überlegung, ja überhaupt ohne Beachtung und Kommentar, vorbei. Das Erwachen über Versäumtes wird schleichend kommen, dann aber zu spät. Nach dem Spruch: „Wer zu spät kommt, bestraft das Leben“. Bei Fortschritten braucht es halt etwas mehr als nur das erzwungen notwendige Alltags-Verwaltungshandeln der Verantwortlichen oder indifferente Mittelmäßigkeit. Zukunft vordenken, Visionen aufzeigen, Leidenschaft entwickeln, Innovationskraft und Engagement: Fehlanzeige. Ein Sonder-Patentamt für Buchauer Änderungs- oder Verbesserungsvorschläge braucht sicher nicht eingerichtet zu werden.

Der Stadtstreicher wünscht allen schöne, schattige und erholsame Biergartenstunden in der kommenden Sommerzeit. Schließlich hat man sich das verdient.