Stadtstreicher Nr. 74

Zunächst sollte man dem einsamen Wanderer von Oggelshausen nach Bad Buchau gewisse Anerkennung aussprechen. Er hat einen bewundernswerten Humor. Darüber, dass es in Bad Buchau in den letzten Jahren immer etwas länger dauern kann bis man was merkt und schließlich auch noch zur Tat schreitet, ist an dieser Stelle schon wiederholt eingegangen worden. Aber wozu übertriebene Eile, wenn es auch langsamer geht? Solange die Leute zufrieden, harmonisch und wohlverhalten sich in den Sesseln zurücklehnen, braucht das niemand zu stören. Selbst der Stadtstreicher sollte sich endlich an dieses erholsamere Tempo gewöhnen. Oder wartet man mit der Sanierung des Fußweges vielleicht auf den grundlegenden Ausbau der Landstraße oder gar auf die Ost-Umgehung von Bad Buchau? Für beide Vorhaben legen sich die Oggelshauser und Bad Buchauer nämlich so ungeheuer beharrlich ins Zeug.

Dann ist es ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn nach 73 Kolumnen scheinbar der Stadtstreicher noch von ein paar besonders wagemutigen Lesern wahrgenommen wird. Wieso wir das folgern? Der Berichtigungskommentar in der SZ zeigt’s auf. Schließlich hat dieses Thema allein der Stadtstreicher in der letzten Nummer aufgegriffen.

Also, verehrte Einwohner, nehmt es zur Kenntnis:“ Das Ziel an sich (also das Vollgymnasium) habe die Schule aber nicht ad acta gelegt.“ Aber vielleicht das Rathaus? Außer diesen einen Satz hört man ja schon rein gar nichts mehr. Schließlich ist Schweigen auch eine Antwort, mit dem es sich hierzulande durchaus leben lässt.

Beim Kindergartenneubau läuft alles optimal. Demnächst werden hierzu größere Aufträge im Gemeinderat vergeben. Dies wird sicher nur wenig Zeit in Anspruch nehmen. Schließlich ist alles von den Fachleuten bestens vorbereitet. Normalerweise gibt es schon verschiedene Alternativen einer Gewerkausführung – vor allem was das Material anbetrifft -, aber diese Varianten müssten bereits bei der Ausschreibung mit aufgenommen werden. Das heißt, der Gemeinderat hätte sich vorher grundlegend mit diesen Problemen auseinandersetzen müssen. Gehört hat man darüber aber nichts. Früher hat sich hier der Bauauschuss die Köpfe heiß geredet. Jetzt geht alles viel einfacher und unkomplizierter sowie sicher auch viel effizienter und billiger. Was sind heute auch schon 3 Millionen Euro.

Allerdings so ganz einfach macht es sich die Verwaltung nicht immer. Beim jüngsten Rechenschaftsbericht über die Gästezahlen und- übernachtungen 2011 hat das Verkehrsamt in mühevoller Kleinarbeit 44 Seiten zusammengestellt. Diese Zahlen wurden von hinten bis vorne von oben bis unten und von jeder Seite aus eingehend beleuchtet und bewertet. Mehr als eine beeindruckende Vergangenheits-bewältigung. Ein neuer Ordner im Bücherregal des Rathauses. Hoffentlich hat man daraus auch entsprechende Zukunftsanalysen gezogen. Bei der Beratung hat es aber nur geheißen, man habe das zur Kenntnis genommen und durch Fragen ergänzt. Nichts Konkretes. Mit viel Glück kommt vielleicht mal ein Bürger oder Vermieter an diese geheime, überdurchschnittliche Bilanz.

Freuen Sie sich auf weitere eingehende Informationen.