Stadtstreicher Nr. 58


Der Kreisparteitag der CDU Biberach ein Symptom?

„CDU Kreisparteitag bestätigt Rief und spart sich Diskussionen“ lautet die Überschrift in der SZ am 07.11.2011. Der Bericht über den Parteitag gipfelt in dem Satz „Ich hätte ja was gesagt, wenn jemand anders was gesagt hätte.“ Das wiederum sagt mehr als viele Worte. Ja, so manche Fragen blieben offen und Klarheit wieder einmal unter dem Teppich. Eine lebendige, aufgeschlossene und bürgernahe Volkspartei sieht anders aus. Mindestens für mich als Staatsbürger. Aber auch kritische, engagierte und selbstbewusste Parteimitglieder geben sich anders. Also nur noch eine bescheidene Zusammenkunft Gleichgesinnter? Als einzige Identität nur noch das vergilbte Parteibuch oder die verbrauchten Handlangerdienste? Natürlich ringen auch die Bundes- und Landespartei gegenwärtig um neue Positionen und zwar so umwälzend wie kaum einmal. Die Richtungskorrektur ist gerade für tiefschwarze Oberschwäbische Parteimitglieder überaus verunsichernd. Aber durch Schweigen oder Angst vor Meinungsäußerung wird das auch nicht besser. Dem Land der Tüftler und Erfinder mangelt es einerseits politisch scheinbar an neuen Ideen oder andererseits vielleicht auch an Standfestigkeit und Durchsetzungskraft. So wartet man auf Eingebungen von Oben und duckt sich vor der Verantwortung an der Basis. Das kommt beim ebenfalls total verwirrten Wähler nicht besonders gut an und fördert weitere Staatsverdrossenheit. Es fehlt halt überall an überzeugender Führungskompetenz und an verlässlichen Staatsmännern (-frauen). Kein Wunder, wenn dann andere Gewichtungen in unserer Gesellschaft, die Initiative an sich reißen: die Manager, Zocker, Lobbyisten und Ränkeschmiede. Es ist auch in der Natur so, dass Schwund seine Ursache hat und ein biologischer Ausgleich schnell wieder hergestellt wird. Der Wind weht unserer so gelebten Demokratie scharf ins Gesicht. Solch „lahme“ Kreisparteitage und „müde“ Parteimitglieder bringen die parteipolitische „Evolution“ nicht voran. So fügt sich alles zur gegenwärtig zementierten Situation des Wartens und Bangens zusammen. Aber das ist einfach zu wenig, vor allem, wenn man Führung behalten will.

Dabei haben wir in unserer so hoch gelobten Gesellschaft und in unserem so geordneten Land doch einige schwarze Löcher, die einer grundlegenden Neuorientierung harren. Nein, nicht nur weltbewegende Ereignisse oder europäische Ungereimtheiten sind es, sondern es liegen auch viele nationale gesellschaftliche Belange im Argen: Altersarmut, Kinderarmut, Defizite im Familienverband um nur einige zu benennen. Einmal mehr tief erschüttert hat die Talkshow Markus Lanz am 10.11.11 mit Uschi Glas, die sich für Grundschulkinder im Verein „Brotzeit e.V.“ einsetzt. Der Verein betreut 23 Schulen in München und 21 in Berlin mit einer Frühstücksbox, weil Grundschüler ohne geregeltes Abendessen und vor allem ohne Frühstück in die Schule kommen. Anscheinend haben immer mehr Familien gar keinen Esstisch und Kochherd mehr im Haushalt, sondern nur noch einen Mikrowellenapparat, dafür aber einen umso größeren Fernseher. Aber das ist nur ein negatives Beispiel von vielen, welchen Familien unterworfen sind, die die tragenden Grundlagen unserer Gesellschaft und unseres Staates vermitteln sollten. Die Ursachen dafür sind vielfältig und nicht nur mit Nachlässigkeit Einzelner zu begründen. Es sind auch schmerzliche Veränderungen in der Berufs- und Arbeitswelt, die solche Auswüchse fördern. Diese hier aufzuzählen würde die Kolumne überfordern.

Aber eines steht fest, für die allermeisten von uns wird es kaum mehr bessere Zeiten geben. Immer mehr laufen die Politiker den Ereignissen hinterdrein und haben nicht mehr das Potential weitsichtig, umfassend und vorsorglich zu wirken. Je früher wir diese und andere Realitäten akzeptieren, umso weniger werden wir „aus allen Wolken fallen“.

Kindergarten

Na, also, es geht doch. Die letzte Gemeinderatssitzung hat den Kindergartenneubauplan vernünftig und scheinbar auch vorausschauend vorangebracht. Und wirklich schnell ist es gegangen. Das auch noch unter Einbeziehung der Kindergartenfachkräfte und der Elternvertretung. Auch die Zukunftsbelange der Schule und eventuelle Weiterentwicklungen des Kindergartenbetriebs sind untersucht und aufgezeigt worden. Man will sich also auf dem weiten Gelände nichts verbauen, das so langsam enger wird und gar nicht mehr so viele Möglichkeiten offen hält. Das zu berücksichtigen, ist sehr wichtig.

Eine weitere nützliche alternative Standortuntersuchung für den Kindergartenbau verdiente vielleicht noch der jetzige Kinderspielplatz auf dem Gelände. Das Für und Wider gegenüber dem jetzt priorisierten Platz wäre schon noch interessant. Nur um wirklich ganz sicher zu gehen, den besten Standort unter Berücksichtigung aller Standpunkte ausgewählt zu haben.