Stadtstreicher Kolumne Nr. 43 Federsee/Steg

100 Jahre Federseesteg und mehr…

Der Hauptfesttag zur Einweihung des neuen Federseesteges verbunden mit dem Jubiläum 100 Jahre Federseesteg und 100 Jahre Naturschutz am Federsee ist verklungen. Die Vorbereitungen waren immens und die Sonne hat das Geschehen vergoldet. So war dieser Tag ein Event für Bad Buchau, wie es hätte nicht schöner sein können. Herzlichen Glückwunsch an die Stadt und die Seeherrschaft mit den Gemeinden Oggelshausen, Tiefenbach, Seekirch und Alleshausen.

In diesen 100 Jahren ist unheimlich viel geschehen und das Landschaftsbild hat sich verändert. Die Zeit und das Leben haben sich in das Moor eingeschrieben. Auch in dieser neuesten Vergangenheit war das einzig Beständige, die Veränderung. So wie wir es aus den Ausgrabungen wie ein Tagebuch aus den Jahrtausenden vor uns liegen haben. Bloß sind die jüngeren Geschehen wesentlich schneller von statten gegangen. Die zum Jubiläum veröffentlichten Bücher von Charlotte Mayenberger und von Marion Papi, der Enkelin von Walter Staudacher, zeigen dies deutlich auf. Der Festtag ist somit in erster Linie zu Recht ein Gedenk- und Freudentag an weitsichtige Wegbereiter. Natürlich sonnen sich ein paar Vertreter, die selbst kaum viel zur Rettung und Erhaltung dieser Landschaft beigetragen haben, auch unter dem Blitzlicht der Reporter. Aber das kennen wir ja bei solchen Jubiläen.

Nun die Berichterstattung der Schwäbischen Zeitung war ganz sicher nicht hinreißend. Ein nichtsagendes Nachplappern des Festprogramms hatten wir schon als Werbung zum Fest oft genug gehört. In den Berichten fehlt der Schwung, das persönliche begeistert sein, die verwurzelte Überzeugung zu dieser Landschaft. So bleibt es bei einer bescheidenen Nacherzählung mit geschichtlichen und statistischen Daten, mit der wir uns zufrieden geben müssen. Von dem großen Einfallsreichtum der Redner beim Jubiläumsfestakt kommt nur Mittelmaß zu den Lesern. So bleiben Ausdrücke wie: Keimzelle, bundesweites Mekka, Tafelsilber Europas, Naturschutz ohne Stacheldraht, Pioniertat u.a. an diesem windstillen Tag wie schlecht aufgeblasene Luftballons am nächsten Grashalm hängen. Wären da nicht noch Bilder, wäre kaum Lebensaktivität zu verspüren. Jedenfalls sieht ein Festbericht mit etwas Einfühlung, für mich anders aus. Von Herzblut will ich gar nicht sprechen.

So verwundert mich natürlich auch nicht die Glosse der SZ zur eigenen Verteidigung. Da hat doch Landrat Dr. Heiko Schmid es gewagt, die heutige Berichterstattung zu kritisieren. Er verwies auf die Titelseite der „Buchauer Zeitung“ aus dem Jahre 1911. Die Rechtfertigung der SZ ist für mich wenig überzeugend, schon eher etwas primitiv humorvoll und kindisch. Aber man muss nicht auf das Wilhelminische Zeitalter zurückblicken. Die SZ war auch noch bis in die 80 und 90 iger Jahre in Bad Buchau wesentlich lebendiger und engagierter aufgestellt. Ich empfehle hier einmal ein kleines Studium zur Unterstreichung meiner Behauptung. Man braucht da keine Doktorarbeit zu verfassen. Es ist auch so offensichtlich.

Es stimmt einfach nicht, dass „amfedersee.de“ über die Einweihung des Federseesteges „nicht ein Wort“ berichtet hat (Kommentar und Bild). Völlig danebenliegt die Unterstellung:“Wahrscheinlich nicht skandalträchtig genug“. Herr Schuster, Sie schlagen sich damit mit eigenen Waffen. Aber Sie haben insofern recht: „amfedersee.de“ könnte noch vielfältiger sein. Wenn, ja wenn, dieses Forum nicht von einer gewissen Seite (von Anfang an) total verweigert würde. Das Aufklärungspotential in Bad Buchau wäre ja unerschöpflich. Es fehlt halt an toleranter Aufgeschlossenheit. Die Anonymität ist da nur ein allzu bequemer Aufhänger.

Aber bei den positiven Schlagzeilen zum Festgeschehen, kann in den nächsten 100 Jahren kaum noch was schief gehen? So blicke ich entspannt von meinem Lager der Morgensonne entgegen. Was spielen da kleinere Verfehlungen, Versäumnisse oder Unterlassungen für eine Rolle? In einer Zeit, da man so grundlegend Neues endlich erkannt hat, „dass Mensch und Natur zusammen gehören“. Das macht uns ja so einmalig.