Stadtstreicher Kolumne Nr. 117

Der „Eyecatcher“ beim Federseemuseum

Was ist das? Einer dieser modernen englischen Wörter, die die meisten älteren Menschen nicht verstehen. Es entspringt dem Vokabular unseres Bürgermeisters, wie viele andere Ausdrücke auch. Damit will er uns aufzeigen, wie hoch gebildet, modern und auf der Zeit er ist. Das braucht er als Lebenselixier, wie andere Vitamintabletten. Es tut Ihm gut, wenn nicht alle so ganz genau verstehen, was er damit meint. Früher machten das die „Gelehrten“ mit lateinischen Sprüchen. Die Leute zogen vor Respekt den Hut. Das täte Ihm natürlich auch gut. Aber mit Englisch ist der Brauch nicht so etabliert.

Es heißt: Hingucker, Blickfang, vielleicht auch noch Augenweide. Also auf jeden Fall etwas ganz besonderes, was die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Das soll das Federseemuseum in nächster Zeit zusätzlich durch einen weiteren Pfahlbau erhalten (SZ vom 10.04.14). Also man muss die Sache einfach komplizierter machen als sie ist…. mindestens in der Wortwahl. Das erhöht schwache praktische Leistungen. Dabei ist das Wort Blickfang doch so einfach verständlich. Eyecatcher! Augenfänger? Augenschläger? Bekommt man da am Schluss gar ein „blaues Auge“? Solange man darüber nachdenkt, kann der BM alles sagen, ohne dass jemand hinhört. Genau das ist es, was er bezweckt. Und dann ist man meistens enttäuscht, was dabei herauskommt. Manche Leute versauen die gute, alte deutsche Sprache mit aller Gewalt und fühlen sich als King, Entschuldigung – als König, d.h. als göttlicher Wohltäter gegenüber seinen Untertanen.

Haben Sie jetzt alles begriffen? Wenn nicht, dann ist es ein Eyecatcher, schwäbisch: a saudumm‘s G’schwätz. Da könnte man doch: catch as catch can (draufhauen was das Zeug hält). Aber nur nicht aufregen, lieber chillen (entspannen).

Vielleicht würden wir uns in Zukunft tatsächlich auch näher kommen, wenn wir diese wortgewaltige Sprachtaktik anwenden würden? Schließlich verstehen wir das Zirpen der Grillen im Federseemoor auch. Wenn man diesen Geräuschen nämlich näher kommt, herrscht plötzlich Totenstille….. wie im Rathaus.

Auf jeden Fall wäre es für die neuen Gemeinderäte hilfreich, wenn sie der englischen Sprache mächtig wären, um den Bürgermeister wirklich verstehen zu können. Vor allem um die Feingefühle, die in diesen Begriffen verborgen sind, voll erfassen zu können. Sonst redet man wieder aneinander vorbei.