Nachlese und Zukunft – Stadtstreicher Nr. 37

der neue Stadtstreicher

Jeder kennt den Ausdruck „vom Schein und Sein“. Die meisten Menschen versuchen hier etwas daran zu basteln. Meistens wird der Schein etwas ausgeweitet. Es muss ja nicht gleich ein Heiligenschein sein. Bei manchem wäre das vielleicht sogar ein Stilbruch mit ihrer wahren Gesinnung. Aber wer ist denn nicht gerne etwas grösser als in der Wirklichkeit. Allerdings wenn die Sache zu weit getrieben wird, gilt man als Snob, Matscho oder Grosskotz. Geschehen tut diese Täuschung meist mit Worten und Gesten , vielleicht auch mit Mode, Make up oder sonstige Äusserlichkeiten. Insofern ist manche(r )mit einem Vogelmännchen vergleichbar, das sich im Frühjahr bunte Farben zulegt und nicht mehr mit Zwitschern aufhört. Da lobe ich mir halt unsere Bürgergremien. Bei wichtigen oder schwierigen Angelegenheiten herrscht im Sitzungsaal meist vornehme Stille oder selbst verordnete Ruhe .Die Beschlüsse werden schnell gefasst. Je mehr Nullen an so einem Problem hängen, umso schneller geht’s. Anders ist es bei alltäglichen Themen, bei denen jeder aus eigener Erfahrung etwas einbringen kann und man vielleicht gar „sein eigenes Gschmacksnötle“ noch als i-Tüpfelchen darauf setzten kann. Da erhitzen sich die Gemüter. Dabei wäre es aber gerade umgekehrt doch viel wichtiger. Zwar ist nicht unbedeutsam, dass die richtigen „Nägel“ beim Bau des Federseesteges verwendet werden, weil sonst die Dielen im Laufe der Zeit, die Nägel herausziehen und der Steg zur Stolperfalle wird. Aber noch wichtiger ist, den Überblick über bedeutende Strukturdaten zu behalten, auch dass Prioritäten entsprechend der Wichtigkeit richtig gesetzt oder Aufgaben durch gute Koordination zügig abgewickelt werden. Verantwortung einerseits und Ideenreichtum andererseits müssen parallel laufen. Aber das kostet Arbeit, Einarbeitung und Opfer an Zeit. Wer macht das schon oder kann sich das erlauben? Da ist man auf das Machtpotential, die Vorarbeit und „Zubereitung“ des Rathauses dringend angewiesen, das muss man zugeben. Kritische Durchleuchtung aber auch angemessene Hinterfragung des Verwaltungsangebots durch den Gemeinderat ist dabei nicht verboten.

Als Beobachter der Buchauer Szene würde ich sagen, man verliert sich auf dem Rathaus in zu viele Teilaspekte und pflegt zu wenig die Gesamtschau. Natürlich ist der jeweilige aktuelle Teilbereich immer ganz besonders wichtig und faszinierend. Steht aber vielleicht nicht unbedingt in einer sachlich hinterlegten Gesamtschau der Ziele an erster Priorität. Die Lobby, die hinter der jeweiligen Sparte steht, überlagert schnell das wirklich entscheidend Ganze. Und da die Stadt keinen mittelfristigen, klar definierten Prioritätenkatalog als Zeit –, Handlungs- und Finanzplan besitzt, hat man schlechte Argumente gegen solch jeweils auftauchendes Wunschdenken. Mindestens ist mir ein solcher Prioritätenkatalog als Bürger nicht bekannt, geschweige denn mit den Bürgern erarbeitet worden. Also kann ich auch nicht anders argumentieren. Die geheime Diesche Agenda ist lediglich ein allgemein, breit abgefasster Katalog ohne jegliche Zeit-und Zielorientierung. Diese Agenda ermöglicht alles oder auch nichts, je nach Zuruf. Eben dieses Zufallshandeln, die Gefahr sich in der Aufgabenvielfalt zu verzetteln , ist es, was ich gewagt finde.

Man muss schon sagen, die Federseeschule mausert sich. Nicht nur die erheblichen baulichen Sanierungen tragen dazu bei, sondern vor allem auch konzeptionelle und strukturelle Verbesserungen im Schulbetrieb. Hierzu zählen auch die aufgebauten Netzwerke. Dabei möchte ich nicht vergessen, dass hier schon immer viel und beispielhaftes geleistet wurde. Aber die Neuerungen setzen weitere hoffnungsvolle Perspektiven, ja ganz konkrete Ansätze. Als Stadtstreicher wird mir ja vorgehalten, ich würde alles in „den Dreck ziehen“. Aber hier ziehe ich den Hut. Stadt und Gemeindeverwaltungsverband leisten hier wirklich Vorzeigbares. Die Erweiterung des Schulbezirks um die Gemeinde Dürmentingen bei der Werkrealschule hat sich zudem bewährt und gewährleistet die Zukunftsfähigkeit auf vorzeigbarem Leistungsniveau im Kanzachtal. Gewinner sind Eltern und Schüler, wenn auch teilweise auf Kosten der Ortsansässigkeit. Dies wiegt aber den Bildungseffekt nicht auf. Die jetzt in der Diskussion befindlichen einzügigen Werkrealschulen sind faule politische Kompromiss-Zugeständnisse vor der Landtagswahl. Ob die Gesetzgebung dem folgt, bleibt abzuwarten. Aber selbst wenn, bleibt dieses Motiv pädagogisch nicht weniger fragwürdig und nicht mehr als ein unsicheres Dauerexperiment.

In der SZ vom 01.03.2010 ist zu lesen < Frosdorfer: Nabu hat den Federsee gerettet > Ob das im Zusammenhang mit dem Stadtstreicher Nr.33 vom 13.02.2011 zu sehen ist , in dem der Bau der Ringleitung und der Verbandskläranlage Vollochhof für die Rettung des Federsees reklamiert wurde? Nun, ich glaube, wir brauchen hier keinen „Kulturkampf“ vom Zaun zu brechen. Gerettet wurde der Federsee als Gewässer eindeutig durch dieses Bauvorhaben. Aber der Nabu hat durch seine Aktivitäten( Lina Hähnle u.a. Persönlichkeiten) seit über 100 Jahren den Naturschutzgedanken generell politisch zum Durchbruch verholfen und am Federsee als erstes ganz konkret praktisch verankert. Nur aufgrund dieser Vorarbeiten und der gewonnen Erkenntnisse erhielt 1939 der staatliche Naturschutz am Federsee sein Fundament. Auch will keiner bestreiten, dass erst durch die jahrzehntelange „Beschirmung“ des Naturschutzgebietes durch den Nabu gefährliche Eingriffe verhindert wurden, die Moorlandschaft nicht total verwilderte und auch die Bewaldung in noch erträgliche Grenzen verwiesen wurde. Die weitgehendste Erhaltung der „ursprünglichen“ Naturgegebenheiten durch Pflegepläne und deren praktischen Vollzug ist der Verdienst des Nabu und des späteren Naturschutzzentrums. Ohne all die vielfältigen, umsichtigen Anstrengungen hätte unser Naturschutzgebiet ein anderes Gesicht, das sich weniger kurortfreundlich darstellen würde. Der Nabu hat also nicht den Federsee gerettet als vielmehr das Naturschutzgebiet mit begründet und durch Pflege bis zur heutigen Generation als einmalige Naturschönheit erhalten. So wäre es zu begrüßen, wenn zum 100 jährigen Bestehen des Naturschutzes, der Nabu, wie in früheren Jahren allgemein üblich, seine Jahrestagung 2011 wieder einmal in Bad Buchau abhalten würde. Das wäre doch ein erstrebenswertes Zeichen.

Warum die Narren von der Moorochsenzunft noch Stadtgeld drucken wollen, frage ich mich. Ist es noch nicht zu den glückseligen Bürgern durchgedrungen, dass die Stadt keine Schulden mehr hat? Zumindest nach offizieller Bürgermeister-darstellung bei der Wahl. Versteckt in der Schublade bei den Einzelbetrieben der Stadt ruhen allerdings schon noch ein paar Schuldbriefe. Aber die werden einfach ignoriert. So glückselig wie unter BM Diesch war Buchau noch nie. Er ist einfach unser „schwarzer Sonnenkönig“. Kein Wunder, wenn bei dieser Konstellation da Schein und Sein weit auseinander klaffen. Diese Scheinwährung sollte man bei der Geldbeutelwäsche am Aschermittwoch aber nicht unbedingt vernichten. Vielleicht kann man es als Schwarzgeld doch noch einmal gebrauchen. „50 Peterlingscheine“ als Bußgeld beim Falschparken lassen sich sicher gut verwenden. Allerdings glaube ich nicht, dass die „Peterlingscheine“ zu einer harten Währung aufrücken. Dafür ist unsere Rathausregierung viel zu unberechenbar…. und Buchau hat schon einmal schlechte Erfahrungen mit Inflationsgeld gesammelt.