Die Mehrheit der Räte verlässt den Buchauer Ratstisch

Von Annette Grüninger Schwäbische Zeitung Riedlingen  –   Foto: Klaus Weiss

Gemeinderat steht mit Kommunalwahl vor großen Veränderungen – Langjährige Räte wie Preißing oder Sandmaier wollen aufhören

Wer wird am Buchauer Ratstisch künftig Platz nehmen? Noch wagen sich die Kandidaten nicht aus der Deckung. Sicher ist, dass die nächste Wahl einige Veränderungen bringt.

Wer wird am Buchauer Ratstisch künftig Platz nehmen? Noch wagen sich die Kandidaten nicht aus der Deckung. Sicher ist, dass die nächste Wahl einige Veränderungen bringt.

Der Bad Buchauer Gemeinderat steht vor einem abrupten Generationswechsel. Wenn die Buchauer Bürger am 25. Mai ihr neues Stadtparlament wählen, werden wohl viele neue Namen auf dem Wahlzettel stehen. Fast alle amtierenden Räte wollen aber voraussichtlich nicht mehr kandidieren.

Noch möchten sich die Ratsfraktionen nicht so recht in die Karten blicken lassen. Sowohl für die Freie Wählervereinigung (FWV) als auch für die CDU stehen in nächster Zeit Nominierungsversammlungen an. Danach, so die Vertreter der Fraktionen, wolle man auch mit Namen an die Öffentlichkeit treten. Bereits jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass künftig viele neue Gesichter am Buchauer Ratstisch Platz nehmen werden.

So werden nach derzeitigem Stand von den bislang acht Stadträten der Freien Wähler nur noch zwei noch einmal antreten, berichtet Rolf Preißing. Auch Preißing – zusammen mit seinem Fraktionskollegen Jost Einstein dienstältester Stadtrat in Buchau – wird sich nicht mehr für eine weitere Wahlperiode zur Verfügung stellen. „Nach 30 Jahren in diesem Ehrenamt zurückzutreten, ist angemessen und in Ordnung“, findet der Bürgermeisterstellvertreter.

Nun hofft Preißing, auch jüngere Buchauer für dieses Ehrenamt zu begeistern. Zusammen mit FWV-Stadträtin Charlotte Mayenberger sei er derzeit „fleißig an der Suche“ und habe schon einige Interessenten an der Hand. Noch gestalte sich die Zusammenstellung der Liste aber etwas zäh. Viele schrecke die Aussicht, in der Öffentlichkeit zu stehen, und der doch erhebliche Zeitaufwand vor dem Mandat ab, hat Preißing beobachtet. „Aber man darf das nicht nur als Last sehen“, betont der Buchauer. Als Stadtrat „Einblicke in das Gemeinwesen“ zu erhalten, in interessante Themen einzudringen und immer wieder mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzukommen, habe er als „wertvolle Erfahrung“ und „echte Horizonterweiterung“ empfunden.

Nicht immer harmonisch

Zuletzt war es aber nicht immer harmonisch im Buchauer Gemeinderat zugegegangen. Zwar haben sich mittlerweile die Wogen um die Missbrauchsaffäre geglättet. Die Nachwirkungen in Form von wiederkehrenden Mauscheleivorwürfen oder der Rechtsstreit um Heinz Weiss haben aber ihre Spuren im Gremium hinterlassen. Unter vorgehaltener Hand sehen einige Buchauer auch darin einen Grund, weshalb so viele der Räte nicht mehr kandidieren wollen. Ob die Auseinandersetzungen im Rat auch für ihn eine Rolle gespielt haben, möchte Preißing „nicht kommentieren“. Sein Entschluss sei eher im Zusammenhang mit seiner Pensionierung zu sehen.

„Es ist mit Sicherheit nicht so, dass Herr Weiss die ganzen Leute vertrieben hat“, gibt Alwin Peter, Vorsitzender des CDU-Gebietsverbands Bad Buchau-Federsee, seine Einschätzung zum Generationswechsel im Buchauer Rat wieder. Vielmehr spiele die schwierige Balance zwischen Beruf, Familie und Ehrenamt eine Rolle. Auch die meisten CDU-Stadträte wollen ihr Mandat in andere Hände legen. „Aller Voraussicht nach tritt nur noch einer der jetzigen Stadträte für die CDU-Liste an“, hält sich Peter, der schon einige Interessierte für die Liste gefunden hat, noch bedeckt. Wer noch einmal kandidieren und wer aufhören wird, wolle er vor der Nominierungsversammlung aber noch nicht preisgeben.

Dr. Karl Sandmaier ist sich dagegen sicher: „Ich kandidiere nicht mehr – das habe ich meiner Frau versprochen.“ Nach 20 Jahren in diesem Amt sei es Zeit, Jüngeren den Platz am Ratstisch zu räumen, findet der CDU-Stadtrat. Allerdings sei die Arbeit im Gremium zu Zeiten, als die CDU noch Mehrheitsfraktion war, befriedigender gewesen. „Die Fraktionskollegen sind alle ein bisschen enttäuscht“, blickt Sandmaier auf die auslaufende Legislaturperiode zurück.

 

Neue Liste: „Die Unbestechlichen“

Enttäuscht ist wohl auch Heinz Weiss – und zwar von der CDU, ein „Altherrenverein“, wie der Stadtrat findet. Vor etwa drei Monaten sei er aus der Fraktion ausgetreten und wolle sich nun mit einer eigenen Liste bewerben, kündigt Weiss an. „Buchau muss offener, ehrlicher, bürgerfreundlicher werden und muss mehr Attraktionen haben“, fordert Weiss. Als dritte Kraft im Buchauer Rat soll sich deshalb seine Liste, „Die Unbestechlichen“, etablieren. Noch scheint der Plural nicht gerechtfertigt: Es gebe zwar Interessierte, aber offiziell noch keine Zusagen, beschreibt Weiss die Kandidatensuche. Notfalls trete er aber auch mit einer Ein-Mann-Liste an: „Ich gehe auch alleine diesen Weg.“

21 thoughts on “Die Mehrheit der Räte verlässt den Buchauer Ratstisch

  1. Soviel Erneuerung zu erfahren ist die helle Freude. Jetzt noch ein paar gute Frauen und Jungs dann klappt das mit der Buchauer Zukunft besser.

  2. Nicht immer harmonisch
    Zuletzt war es aber nicht immer harmonisch im Buchauer Gemeinderat zugegegangen. Zwar haben sich mittlerweile die Wogen um die Missbrauchsaffäre geglättet. Die Nachwirkungen in Form von wiederkehrenden Mauscheleivorwürfen oder der Rechtsstreit um Heinz Weiss haben aber ihre Spuren im Gremium hinterlassen. Unter vorgehaltener Hand sehen einige Buchauer auch darin einen Grund, weshalb so viele der Räte nicht mehr kandidieren wollen.

    Hurra sagt:
    Genau , das sehen die Buchauer Bürger schon richtig, jetzt können sie aufhören denn vorher wäre es das Eingeständnis einer Niederlage gewesen gegen die unsere 12 Räte ohne Ausnahme mit aller Macht angekämpft hatten und zum Schluss doch verloren.

  3. Weg damit aber alle.
    Dass Heinz Weiss wieder antritt ist verwunderlich. Nur er hätte allen Grund gehabt den RH ( schwäbisch Rasthaufen) zu verlassen, tut er aber nicht. Hut ab und weiter so. Meine Stimme hat er schon und hoffentlich Ihre auch.

  4. Ein Rest an Parteimitgliedern findet sich immer um die hinterlassene Lücke der Ahnen im Gemeinderat zu schließen und in dessen Sinne weiter zu führen. Wer wünscht sich das, wohl keiner. Diese Ratswahl wird einiges mehr zeigen als die letzte 2009.

  5. Und plötzlich bricht die harte Realität mit voller Wucht im Sitzungssaal ein. Was alle ahnten und keiner aussprach, schnell weg und raus aus dem Gemeinderat. Ausreden und Wichtigeres steht plötzlich im Vordergrund. Wie sah das dann die letzten 10 – 20 Jahre aus. Nichts wichtiges zu tun.
    Kaum vermittelbar sind solch einfach gestrickte Ausreden- äh Antworten. Platz für Neues mit selbständigem Denken/ Handeln wird erwartet. Wer seine Fahne in jeden Wind hängt für den wird es Zeit dass ein Sturm kommt. Wer dem nicht stand hält ist fehl am Platze wie man sieht.

  6. Dr. Sandmaier lt. Bericht SZ: „Allerdings sei die Arbeit im Gremium zu Zeiten, als die CDU noch Mehrheitsfraktion war, befriedigender gewesen.“ Das ist aber schon einige Zeit her. Da sollte man doch noch Tränen nachweinen. Scheinbar ging es der CDU unter parteilosen Bürgermeistern besser als jetzt unter dem CDU-Chef Diesch. Ob bloß die CDU-Fraktion ein bisschen enttäuscht ist? Vielleicht ist es, wenn man ganz genau hinhört, der ganze Gemeinderat? Aber der wiederum hat durch seine Kontrollschwäche eigene Schuld. Wer hat denn beispielsweise die Hauptsatzung zu Fall gebracht? Der Gemeinderat selbst hat sich geschwächt. Jetzt herrscht großes Jammern. Mein Bedauern ist daher nicht groß. Die CDU sollte sich in erster Linie selbst beweinen.

  7. Bad Buchau wird sich der neuen Zeitrechnung anpassen die da heißt: vor Heinz Weiss und mit Heinz Weiss. Das soll nicht heißen dass er der Größte ist nein es sagt uns lediglich mit Heinz Weiss erfahren wir mehr aus den Rathaus und über Buchau als zu vor.
    Mit Heinz Weiss werden einige weiser sein als zuvor . Einige überraschter als zuvor und einige erfahrener als zuvor. Der Rest haut sich die Köpfe ein und verwettet seine Oma.
    So und jetzt lasst uns der Dinge abwarten die da kommen. Im schlimmsten Fall wird es wieder wie zuvor wenn der Wähler will, nur dann.

  8. Die Gemeinderäte werden für die Dauer von 5 Jahren gewählt. Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob er nach diesen 5 Jahren nochmals antritt oder nicht. Über die Gründe kann man spekulieren, aber auch diese sind ganz einfach zu respektieren, egal ob jemand ’nur‘ 5 Jahre dabei war oder gar mehrere Jahrzehnte. Der Vorwurf, man wolle nur „schnell weg und raus“ und man suche nach Ausreden, weil man Wichtigeres zu tun habe, grenzt schon an Unverschämtheit.

    1. Wieso grenzt die Vermutung, „man wolle nur schnell weg und raus und man suche nach Ausreden, weil man Wichtigeres zu tun habe“ an Unverschämtheit?

      Jetzt wo der Super-REWE im Zentrum entschieden ist und für den Bürgermeister-Stellvertreter Aufgaben beim Strafgericht in Ravensburg warten …

  9. Wird Gründe genug geben zur Selbstauflösung wie schon angesprochen. Im Rückblick auf das Erreichte in 5 Jahren verständlich.
    Die Zeiten werden härter die umliegenden Dörfer holen auf und Buchau gammelt zufrieden vor sich hin mit Höhen und Tiefen im Positiven wie im Negativen. Darf es ein bisschen mehr sein wäre eine angebrachte Frage für die Zukunft.
    Damit ist allerdings nicht das Hobby von Bürgermeister Diesch gemeint welches in immer mehr Vorstands- und Aufsichtsratssesseln gipfelt sonder einzig der Einsatz für die Stadt selber. Lassen wir uns überraschen wie der neue Gemeinderat das in die Hand nimmt.

  10. Wenn du es ernsthaft wissen willst wovon ich mal ausgehe lese die letzten 5 Jahre amfedersee.de hier erfährst du was er in vielen Dingen mit persönlichem Einsatz gegen den Rest erreicht hat.Weiter so das braucht Buchau am nötigsten.

    1. Ja, aber was hat er wirklcih erreicht??
      Oder wo hat er versucht, was zu erreichen – ich lese immer nur von Vorwürfen und Streit, aber von keinen tollen Vorschlägen.

      1. Erreicht ist dass die Bürger ernsthafter nachdenken wenn sie das Wort Rat oder Rathaus hören, das ist doch schon was. Vertrauen ist gut- nachdenken noch besser.

  11. Hallo Herr Weiss,
    für eine Einmann- Liste brauchen Sie gewaltig viele Einzelstimmen, sonst reicht das nicht für einen Platz im Gemeinderat. Mutig von ihnen auf jeden Fall.
    Die Buchauer werden schon wissen dass fast jeder ein Kreuzchen auf ihrem Stimmzettel zu ihrem Namen machen muss wenn man sie wieder haben möchte.

  12. Die etwas andere Sonntagspredigt und die Stadtstreicher aktuell- Kolumne No.112 enthalten für manchen Geschmack zuviel „Kampfgeschrei“. Mit Verlaub, aber das kann der Stadt als Gemeinwesen auf Dauer nur schaden.

    Nicht schaden dürfte, wenn Heinz Weiss ein paar – auch durch ihn – unbestechliche Mannen (w / m !) um sich versammeln kann, damit er nicht mehr allein Kritik üben muss und gleichzeitig nicht mehr allein in der Kritik steht.

    „Ent-polarisieren – trotzdem kritisch und fair“ sollte die Devise für die nächste Amtsperiode im Kreis mit wenig Alten und vielen Neuen sein – vielleicht doch endlich ein Neuanfang!

    1. Zu viel „Kampfgeschrei“ mag sein. Aber deutliche Worte sind zum Aufwachen notwendig. Manche werden trotzdem weiterdämmern. Klarheiten kommen leider nicht aus dem Rathaus.

  13. zuNeuanfang,

    . . . das sehe ich genau so und wünsche ich mir auch, die nötigen Schritte dazu habe ich bereits getan. Das Wort zum Sonntag diente dem Zweck das Kampfgeschrei von vorne weg einzudämmen, besonders für diejenigen die immer noch nichts richtig gelesen und begriffen haben. Eine Abschlusspredigt und Wahlhilfe beim Kreuzchen machen mehr nicht. Das Risiko alleine anzutreten ist mir völlig klar jedoch sind die Stimmen dazu wenn es sein soll demokratisch ehrlich verdient von jedem einzelnen Bürger. Wer mitmachen möchte ist herzlich eingeladen sich mit mir im Gemeinderat einzubringen.

    Die Bürger wünschen einen neuen Gemeinderat nicht nur vom Namen her sondern auch vom Einsatz und Handeln und Walten. Das dies gelingt freut mich ganz besonders ob ich mit dabei bin oder nicht.

    Meinen Teil zur Erneuerung habe ich mit hundert Prozent persönlichem Einsatz erreicht und das ist mehr als ich erwartet habe, danke.

    1. Das klingt schon konzilianter, auch wenn zwischen „Wahlhilfe beim Kreuzchen machen“ und „begreifen von Sachinformation“ ein weites Feld liegt.

      Aber wenn die Trümmer weggeräumt und demokratische Spielregeln beachtet werden, steht dem Neuanfang – mit einer dritten Fraktion ! – hoffentlich nichts mehr entgegen.

      Ja, die Bürger wünschen sich einen „Gemeinderat“ und gute Lösungen als gemeinsames Ergebnis aus vorhergehender Meinungsvielfalt.

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