Stadtstreicher Nr. 109
Der Stimmung wegen zum Bad Buchauer Weihnachtsmarkt. Vor 50 Jahren eine Unmöglichkeit. Da zwängten sich Lastwagen und drückten sich PKW’s über den Marktplatz als Hauptstraße L 280. Wer das vergessen hat, konnte sich beim Festakt 50 Jahre „BAD“ die Erinnerung beim Lichtbildervortrag nochmals zurückholen. Dieser Festakt ist gerade noch rechtzeitig in das Jahr 2013 eingeschoben worden. Das zeigt die Gewichtung auf. Bad Buchau hat sich grundlegend verändert bzw. gewandelt. Längst vergessen sind vielfache Bedrängungen und Hindernisse auf dem steinigen Weg. Frei von nennenswerten Bürden konnte der Abend als frohe Feierstunde abgehalten werden. Doch ewig kann man sich auf dem Erreichten nicht ausruhen. Die Innenstadt krankt immer mehr an attraktiven Angeboten, leere Schaufensterscheiben ersetzen kreative Ansätze. Der Marktplatz als repräsentative Feststube ist auf Dauer einfach zu wenig, um einen pulsierenden Alltagsbetrieb ersetzen zu können. Flanieren ist – wenn man diesen Begriff überhaupt in den Mund nehmen kann – in Bad Buchau auf engsten Raum beschränkt. Nicht umsonst bleiben die Kurgäste in den Kliniken „zu Hause“ und genießen die dort angebotenen Annehmlichkeiten. Sie erinnern sich an eine erfolgreiche Kur in schöner Landschaft, denken aber wohl kaum mehr an eine bemerkenswerte Stadt Bad Buchau zurück. Wie oft hört man bei den Gästen: „Die Stadt selbst kann man vergessen.“
Ob sich dieses Zerrbild mit dem neuen Götzburg-Stadtkern korrigieren lässt, ist abzuwarten. Die Hoffnungen sind (m.E. zu) hoch gesteckt. Der Bürgermeister als Tourismusfachmann sollte es besser als jeder andere abschätzen können. Die Realität wird sich offenbaren. Sollten die Erwartungen nicht eintreffen, ist die Innenstadt langfristig durch das neu Geschaffene blockiert. Die Neubebauung dieses Areals ist also mehr als nur ein vorübergehendes Zeichen. Es setzt langfristige Maßstäbe. Ob man sich dessen im Rathaus bewusst ist? Aus der bisher lässigen Vorgehensweise zu schließen ist das mehr als fraglich. So spricht man beispielsweise von barrierefreien, seniorengerechten Wohnungen in den Obergeschossen, vergisst aber den Aufzug. Sehr humorvoll. Hoffentlich ist es nicht nur das.
Wenn wir schon beim vergessen sind: Im Jahresrückblick 2013 hat der BM die Sanierung, den Umbau und die Vergrößerung der Aktionsflächen beim Federseemuseum total ignoriert. Nicht nur wegen der über 750.000 Euro Baukosten, wäre das einer Erwähnung wert gewesen sondern vor allem wegen der Neuausrichtung als Weltkulturerbe. Da zweifelt man zu recht an der Bedeutung des „Kulturträgers Nr. 1“. Die Sanierung des Federseestadions im Jahr 2014 ist in der Gewichtung da jedenfalls wesentlich mehr wert.
Es sind ja meist die vielen Kleinigkeiten, die bei aufmerksamer Verfolgung der Kommunalpolitik auffallen oder gar immer wieder überraschen. Diese prägen letztlich das Gesicht des Rathauses. Ein klares, verlässliches Bild ist nur sehr schwer zu sichten. Vermutlich sehen sie dies anders oder doch nicht?
Leichter können wir uns da beim Weihnachtsfest einigen. Diesem Fest der Feste.
Jubel, Trubel, Kerzenglanz, Weihnachtsessen von der Gans.
Wie lässt es sich doch leben gut, wenn‘s einem an nichts fehlen tut.
Doch, nicht alle sind so hoch beschwingt, denn die Welt ist von Sorg‘ umringt.
Vom Elend manches Schicksal klagt, vielleicht sogar – einen Gedanken an den Schöpfer wagt, der ebenso hilflos liegt – als Kind im Stroh.
Das allein kann uns machen: hoffnungsfroh!
Der Stadtstreicher wünscht allen Lesern Stunden der Einsicht über das Weihnachtsfest hinaus.
Am 19.12. stand in dem SZ Bericht über die Bebauung des Götzburg-Areals, dass die Wohnungen über einen Aufzug erreicht werden können. Bei der Vorstellung des Objektes im Sommer war dies nicht der Fall.