Der Stadtstreicher Kolumne No.40

100 Jahre Federseesteg und das Geburtstagsgeschenk des Gemeinderats

Der Federseesteg ist schön geworden und hat viel Geld gekostet. Ein Staatszuschuss für den zweiten Bauteil wurde nicht gewährt. Also der Steg musste weitgehend aus Steuermitteln der Stadt finanziert werden. Damit haben sich die Kalkulationsgrundlagen gegenüber früher wesentlich verschlechtert. Das führt zu höheren Stegbenutzungsgebühren. Die Verwaltung hat eine Erhöhung von 1,00 Euro auf 1,50 Euro (50 %) bei Erwachsenen und von 0.50 Euro auf 1,00 Euro (immerhin 100 %) für Kinder, Studenten, Schwerbehinderte) errechnet. Der Gemeinderat hat diese Berechnung (wie empfohlen) zur Kenntnis genommen, dann aber beschlossen 2,00 Euro bei Erwachsenen und 1,00 Euro bei Kindern (also jeweils 100 % mehr) zu verlangen. Neu ist die Familienkarte mit 4,00 Euro. Soweit ich weiß, dürfen Gebühren nicht willkürlich festgesetzt werden, keinen Gewinn abwerfen, sondern nur die Unkosten ersetzen. Aber die Gebühr ist wohl keine Gebühr sondern ein Eintrittsgeld. Insofern hat der Gemeinderat rechtlich einen freieren Spielraum. Dennoch würde mich die Begründung interessieren. Ob die Attraktivität des Federsees um 100 Prozent gestiegen ist? Es wäre erfreulich, wenn nunmehr das saubere Wasser, die blühenden Wasserpflanzen und die vielfältigere Vogelwelt diese Steigerung rechtfertigen würden. Mit den Kosten des Stegbaues hat dies allerdings nichts zu tun.

Aber der höhere Eintrittspreis zum Federsee ist nur ein Teil des Beschlusses. Neu hinzu kommt noch das Parkgeld am Federseeparkplatz mit sage und schreibe einer Einheitspauschale von 3,00 Euro pro Tag über das ganze Jahr hindurch, also auch im Winter (bisher war das frei). Ich gehe davon aus, dass dies von 8,00 Uhr bis 18,00 Uhr gelten soll. Das Parkgeld trifft nicht nur die Federsee- sondern auch die Museumsbesucher. Dabei hat man für den Parkplatz gar keine Ausgaben getätigt. Die Parkgebühr hat also kaum eine Rechtfertigung. Wahrscheinlich soll sie nur der Abschreckung unserer Besucher dienen. Das wird sicher erreicht und gleichzeitig eine neue Einnahmequelle erschlossen.

Beispiel: 1 Familie mit 2 Kindern im Auto besucht uns. Sie bezahlen dann für den Federseebesuch 7,00 Euro (bisher 3,00 Euro = Steigerung 133%) für einen Museumsbesuch 14,00 Euro (bisher 11,00 Euro= Steigerung 27 %). Der Museumsbetrieb hat rein gar nichts davon. Wahrscheinlich nur wesentlich weniger Besucher. Aber die Stadt ersetzt ja den höheren Fehlbetrag. Insofern könnte es egal sein, wenn das erwirtschaftete Defizit nicht den Verantwortlichen des Museums in die Schuhe geschoben wird.

Da prophezeie ich noch erheblichen Ärger und viel Beratungsstoff. Viele Fremde wird das von einem mehrmaligen Jahresbesuch unserer Attraktionen abhalten. Der schnelle Entschluss, jetzt fahren wir halt mal an den Federsee wird ein teures Unternehmen. Weitere Probleme tauchen auf. Was macht man an den Wochenenden, wenn die Parkplätze überfüllt sind und jeder Autofahrer am Federseeweg parkt oder auf die Seegasse ausweicht? Müssen die dann auch Parkgeld bezahlen oder ein Bußgeld für falsches Parken? Oder wird am Wochenende gar nicht kontrolliert? Hier drängt sich wirklich der Gedanke auf, abgezockt zu werden. Einmal und nicht wieder, wird man sagen! Und die Bediensteten des Federseemuseums werden wohl nun zu Fuß ihre Arbeitsstelle aufsuchen, rechne ich. Ungeklärt bleibt allerdings das Kurzparken, um schnell die öffentliche Toilette aufsuchen zu können. Oder kostet das auch 3,00 Euro? Da hat der Gemeinderat wahrlich „Mut“ bewiesen und eine neue Präferenz für Bad Buchau geschaffen. Oder war es eher ein schon gewohnter Schnellschuss aus der Hüfte? Den verstörten Gast dürfte diese feine Unterscheidung kaum aufheitern. Aber vielleicht kommt die Parkpauschale gar nicht, so wenig wie die Blaue Zone auf dem Marktplatz. Leider ist der 1. April aber schon wieder vorbei.

Als Stadtstreicher habe ich mich viel in diesem Bereich aufgehalten. Das werde ich in Zukunft meiden. Ich will doch keine total verärgerten Besucher trösten oder deren lange Gesichter anschauen. Das sollen die im Besucherzentrum auslöffeln. Denen wünsche ich heute schon viel Spaß. So kann man seine Gäste auch vermiesen.