Der Stadtstreicher – Kolumne 9

tanz auf glattem parkett. für mich als stadtstreicher unerreichbar. die oberen 10.000 auf dem parkett. da gibt es tanzparkette wie den wiener opernball oder pressebälle, verleihungen wie oscar. und immer ist auch die große politik dabei und alle die glänzen wollen, wie silberbesteck. aber vorsicht das beschlägt und das parkett ist manchmal sehr glitschig. nicht nur auf schnee und glatteis soll man angeblich ausrutschen. so mancher star und politiker hat das schon mitbekommen. ich als stadtstreicher habe da natürlich überhaupt keine erfahrung, bin total unbekümmert.

es ist schon eine feine sache, wenn man gegenseitig offen, zuversichtlich und verlässlich miteinander umgehen kann. aber dann kommt einer mit einem solchen parkettausrutscher und alles ist futsch. kommentare und kolumnen erwachen und schießen wie pilze aus dem boden. die warten nur darauf, die schmierfinken. auch solche blogs wie „am federsee.de“ gehören dazu. immer auf der lauer. dabei hat doch jeder sein eigenes gewissen und versucht das beste. stimmt, aber leider immer wieder auch das beste für sich, ohne rücksicht oder verantwortung für andere. so ein gewissen ist schon manchmal recht dehnbar, wie ein alter gummi (überhaupt, wenn er öfter überzogen wird). das weiß man sogar als stadtstreicher.

deshalb müssen amtspersonen wie beamte, minister, bürgermeister, landräte auch einen eid, gemeinderäte eine verpflichtungsformel ableisten, den gummi nicht zu überspannen, sondern sich an recht und gesetz zu halten und das gemeinwohl auch zu bedenken, nicht nur sich und die karriere. eine sehr weise vorsorge, doch keine hürde, die man nicht überspringen könnte. deswegen sind die ausrutscher solcher amtspersonen, dann auch besonders interessant und erhöhen die konjunktur der paparazzi und boulevardpresse. und dann nehmen die überhaupt keine rücksicht mehr auf clevere absichten, egal wie man sich verbiegt. ist ja fast verleumderisch.

überhaupt kann man heute kaum mehr seine integere persönlichkeit schützen. wer hat schon keinen ausrutscher hinter sich, selbst in der kirche und der ehe kann so etwas vorkommen.

blöd, dass alle ausrutscher so gemein sind, weil sie vertrauen aufs spiel setzen. und deswegen wird dieses vertrauen auch immer kostbarer. nicht erst seit ich gelesen habe: „vertrauen ist die erwartung an eine person oder institution, dass deren künftige handlungen sich im rahmen von gemeinsamen werten und moralischen vorstellungen bewegen werden. vertrauen wird also durch glaubwürdigkeit, verlässlichkeit, aufrichtigkeit, und offenheit begründet.“ Au! Au! Au!. bei so hohen ansprüchen, wird das Tanzparkett zum schwingboden, ja zum trampolin. es geht noch schneller nach oben aber eben auch nach unten. ein ausrutscher wird da schnell zum fall (auf die nase).

und schuld sind natürlich immer die anderen, die falsch gehandelt, reagiert, polemisiert, provoziert haben, die so hehre, wohlgemeinte taten einfach falsch auslegen!!! misstrauen aufs parkett streuen….zum ausrutschen. Oder noch schlimmer, einem die Leistungen gar noch streitig machen wollen. So destruktive Kräfte.

p.s.

ha, was die merkel und der westerwelle in letzter zeit nicht alles aufs parkett gelegt haben. einen richtigen wahrheitswirbel in rock’n roll mit überschlag, steuern rauf und runter, euro stabilitätspakt morgens 22,4 milliarden, abends 123 milliarden, gesundheitsreform links und rechts herum, dann plötzlich ein sparpaket in step.

so zauberhafte, elegante geschmeidigkeit fehlt unserem bürgermeister. da kann er noch viel lernen! aber sein wahlprospekt ist ja auch noch nicht gedruckt. erst eine aussage im gemeinderat hat furore gemacht. aber da hat er laut Protokoll nur seine wiederbewerbung angekündigt. ein hoffnungsvoller auftakt.