Der Stadtstreicher – Kolumne 14

Das Sommerloch ist eine beschauliche Zeit in den großen Ferien in dem die Republik, Landkreise und Kommunen vor sich hindösen. Auch Handwerker, Ärzte und selbst die Nachbarn sind kaum mehr zu sehen. Also Vorsicht! Wenn man so auf sich allein gestellt ist, sollte man nichts wagen, was gefährlich werden könnte. Entweder man wird gar nicht gefunden oder aus langer Weile gar von der Presse aufgegriffen. Da kann selbst eine fallende Stecknadel einen unwahrscheinlichen Krach verursachen. Also ruhig verhalten, keine Experimente unternehmen, nicht auffallen. Dabei ist die Gefahr groß auf Wander – und Radwegen von Bürgermeistern, Räten und Politikern beim Marathonlaufen oder auf Radsommertouren attackiert zu werden. Ja, selbst auf dem Federsee, beim Rudern, ist man nicht mehr sicher, ob man „Großköpfige“ rammt. Und das, obwohl alle den Alltagsstress abgelegt haben. Aber ganz ohne Umtrieb geht es selbst im Sommerloch nicht; da hält man sich notgedrungen eben an den Freizeitstress. Der Rhythmus muss beibehalten werden.

Selbst “amfedersee.de“ geht da der Brennstoff aus: nur Werbung, Belanglosigkeiten wie das Parken der Weiss’schen Autos und Beiträge des Exbuchauers-2- Kepiz. Und ich als Stadtstreicher quäle mich über diese Tage hinweg, höre nur noch das Zirpen einer Heuschrecke (anstelle der beschwörenden Stimme des Bürgermeisters), das Quaken der Frösche (anstelle der Gemeinderatsdebatten) und wehre heimtückische Stechmücken ab, die mich am liebsten fressen würden. Gott sei Dank, gibt es im Federseegebiet noch viele dieser lieben Tierchen. Ich kann gar nicht verstehen, dass die Störche unter Hunger leiden. Sicher ist es auch kein Zufall, dass Frau Margit Vaut vom hiesigen Tourismusbüro kürzlich von einem Dachs verfolgt wurde. Wahrscheinlich wollte der nur eine Auskunft von Ihr, wann die Bürgermeisterwahl stattfindet. Ob da wohl alle aus ihren Erdlöchern herauskommen? Kommt wohl auf die Leckerbissen in der Speisekarte an?

Die Schwäbische Zeitung leidet nicht weniger, wie ich. Vermutlich sind zwischenzeitlich alle gehorteten Artikel des Jahres aufgebraucht. Etwas mehr Farbbilder und das Kinderferienprogramm in den Orten ist da willkommene Abwechslung. Auch Kultur, Brauchtum und das Vereinsleben haben einen höheren Stellenwert als sonst. Ist ja nichts Verwerfliches. Im Gegenteil, man merkt, dass nicht nur Politik berichtenswert ist. Das Leben bietet wesentlich mehr und dankbarere Abwechslung. Die Schwimm- und Kanuweltmeisterschaft oder gar die neue Jugendolympiade zum Beispiel. Die Fußballsaison hat ebenfalls schon wieder begonnen. Es geht aufwärts. Nur die Buchauer Kicker haben einen schlechten Start hingelegt, trotz bestem Kunstrasen. Das wird hoffentlich nicht so weitergehen in den nächsten Wochen und Monaten…….mit dem Ball.

Selbst beim Kirchenbesuch merkt man die Ferienzeit immer deutlicher. Ich weiß gar nicht, warum die Christen bei Ihrer seelischen Erbauung jetzt auch schon Erholung brauchen. Sind es die fremden Pfarrer, die – ohne Bezug zur Gemeinde- predigen oder ist es einfach sonstige Unzufriedenheit mit der Institution? Im Gegensatz zu den Bürokraten, gibt es ja immer weniger Pfarrer aus dem eigenen Land, die sich wirklich noch ihren Schäfchen widmen können und nicht nur eigene Probleme verwalten.

Kaum zu glauben, was im Sommerloch nicht doch alles zu finden ist. Richtig betrachtet ist es gar nicht so langweilig, sondern eben nur anders. Schon allein das tut gut.

Ich hoffe, auch sie haben sich gut erholt.

P.S. Übrigens, das will ich noch loswerden. Bürgermeister Diesch als überaus charmanter Gastgeber verzichtete, das Boot auf dem Federsee selbst zu rudern. Er überließ die schweißtreibende Arbeit gerne seinem hohen Gast, der sich höflichkeitshalber hierfür zur Verfügung stellte. Ob dadurch die benötigten Zuschüsse für den weiteren Bauabschnitt des Federseesteges höher ausfallen, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt.

Vielleicht gibt es auch für das Schiff der Stadt ab 2011 zu rudern und…. zu steuern solch verlockende Angebote?

Bis bald mal, euer Stadtstreicher.