der neue Stadtstreicher Kolumne Nr. 92

Stadtstreicher Nr. 92

Kappel droht Ungemach. Nach Fertigstellung des neuen Kinderhauses will man angeblich das prächtige (denkmalgeschützte?) ehemalige Rathaus verkaufen und damit die Identität der Kappler vollends verhökern. Dabei wäre das doch auch für die Moorochsen eine schöne Unterkunft geworden, wenn, ja wenn man längerfristig planen würde. Vielleicht würde auch Frau Mayenberger mit dem Jüdischen Museum darin noch einmal einziehen wollen. Vor 30 Jahren gab es fast einen kleinen Aufstand in Kappel, als man die Molke abbrechen wollte. Aber die alten Krieger von damals sind nicht mehr aktionsfähig. Soweit sie gestorben sind, drehen die sich noch im Grab um. Die letzte Erinnerung an die selbständige Gemeinde und das stolze Dorf des Damenstiftes wäre damit einer ungewissen Zukunft ausgeliefert.

Und wenn wir schon bei den Moorochsen sind, dann sei zum Jubiläum herzlich gratuliert. Es ist eine Vereins-Erfolgsgeschichte der hiesigen Narren. Nicht nur der historisch begründete Aufbau des Vereins ist herauszustellen, sondern auch das soziale Engagement über die Fasnet hinaus, gilt es zu würdigen. Auch der Stadtstreicher wünscht solchen Wirken, weiterhin viel Erfolg. Die Moorochsen dürfen über den Ablauf der Jubiläumsfasnet recht zufrieden sein. Die öffentliche Berichterstattung jedenfalls war besser, als sonst über das ganze Jahr hindurch. Der Elferrat mit seinem Programm scheint für die Schwäbische Zeitung wesentlich interessanter zu sein als das unrühmliche Geschehen auf dem Rathaus. Wen wundert das? Die Narren versuchen wenigstens das Volk mitzunehmen und freuen sich über die Beteiligung der Bürger bei den Auftritten. In diesen wenigen Tagen funktioniert die Glückseligkeit sogar in Bad Buchau und man kann wieder herzlich lachen.

Die Riedlinger Narrenzunft hat einen gewaltigen Fürsprecher in ihren Reihen. Nicht weniger als der Landesvater Kretschmann selbst ist doch jedes Jahr ein respektables Aushängeschild. Da kommt der Moorochs gegen den Gole nicht an. Auch wenn wir etwas abschätzend auf die Riedlinger Verhältnisse blicken, hier haben sie einen riesigen Vorteil auf ihrer Seite. Aber nur nicht neidisch werden.

Bad Buchaus grüne Lunge, das Naturschutzgebiet, bekommt Konkurrenz durch das neue Kinderhaus am Bahndamm. Dieses Gebäude wird nicht nur weitgehend mit Holz verkleidet, sondern erhält auch einen grünen Anstrich. Jetzt hat der Gemeinderat noch beschlossen, den Boden mit grünem Linoleum auszustatten. Die Kindergärtnerinnen träumen von der grünen Wiese im Kindergarten und die Kinder sind dann die bunten Blümchen auf dieser Wiese, wird argumentiert. Es grünt so grün in Bad Buchau. Na ja, irgendwo muss doch die Hoffnung oder wenigstens die Farbe der Hoffnung bei uns eine Heimat finden. Da ist sie bei den Kleinsten, den Unschuldigen, noch am besten aufgehoben. Die Älteren lassen sich da nicht mehr blenden, die Meisten wenigstens.

Noch ein nachträglicher Fasnetsscherz. Der Bürgermeister versprach auf Ende Januar den Abbruchbeginn des Götzburgareals. Wohl unterrichte Kreise wollen jedoch von einer kleinen Verzögerung bis der Winter vorbei ist, gehört haben. Die Abbruchfirma hofft nämlich, dass Väterchen Frost noch einige Vorarbeiten billig erledigt. Ob da allerdings dieser Winter allein ausreicht, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Schau’n wir mal. Bei den zahlreichen Jubiläumsfesten, die dieses Jahr vom Rathaus proklamiert wurden, vergisst man vielleicht den Abbruch ganz.