Der neue Stadtstreicher Kolumne Nr.35 ist erschienen!

Stadtstreicher Nr. 35

Der Beschluss über die Einführung der Blauen Zone im Innenstadtbereich ist schon längst vergessen. Ich erinnerte mich vor kurzem daran, weil ich ein Knöllchen hinter meinem Scheibenwischer fand. Irgendwo in meinen hintersten Gehirnzellen regte sich etwas, als wäre da einmal irgend etwas gewesen. Und plötzlich fiel es mir wieder ein. Da war, glaube ich, im Juli 2010, also auf jeden Fall mit Blick auf die Bürgermeisterwahl , irgendeine Diskussion im Gemeinderat, die nach 25 Jahren abgeschriebenen Parkautomaten nicht mehr zu ersetzen und sich völlig neuen Erkenntnissen zuzuwenden (Was gar nicht stimmt!). Diese Erkenntnis wurde im „gewohnten“ Eiltempo gleich in Form der Blauen Zone im Gemeinderat beschlossen. Aber wo bleibt sie denn???. Wo bleibt sie denn nur??? Soll ich jetzt das Bußgeld bezahlen, weil ich keine Parkgebühr eingeworfen habe oder dafür, weil die Verwaltung den Beschluss vergessen hat. Sicher kann man mal was vergessen, überhaupt, wenn niemand daran erinnert und die Bürgermeisterwahl vorbei ist. Na, so was, dabei war es doch so dringlich. Ich erwartete, dass der Bauhof am nächsten Tag mit der Demontage der Automaten und Uhren beginnt. Dann las ich irgendwann einmal, dass das Landratsamt auch noch etwas zu sagen habe. Jetzt weiß ich nicht, ob das Rathaus oder das Landratsamt nichts mehr sagt. Und der Gemeinderat vielleicht auch nichts mehr zu sagen hat, als ätsch, ätsch. Dabei hat das mit der laufenden Fasnet nun wirklich nichts zu tun. Normalerweise wird ein gut vorbereiteter und fachlich ausgereifter Beschluss auch zeitnah umgesetzt. Damit das alles noch schneller geht, hat man schließlich auch die Hauptsatzung zugunsten des Bürgermeisters abgeändert und die Ausschüsse wegrationalisiert. Also völlig überflüssige, belastende Bürokratie aus dem Buchauer Rathaus entfernt. Welch ein Erfolg! Jetzt scheitert das alles an der Kleinigkeit wie die Parkuhren. Nicht zu glauben! Ich bin wirklich gespannt, wie lange die noch ticken oder wer, bzw. was hier in Buchau falsch tickt. Irgendwann wäre eine kleine Denkpause angebracht, meine Damen und Herren.

Aber wenn ich schon dabei bin, mein Gedächtnis zu durchforsten, fällt mir noch etwas ein. War da nicht auch ein Geflunker mit Bäderpartnerschaften? Vor etlichen Jahren? Mich wundert das Stillschweigen im örtlichen Blätterwald. Eine beachtliche Buchauer Rathausdelegation war doch irgendwo im tiefen Süden Spaniens, um die dortige Bäderstruktur eines Kurorts zu studieren und die Spanier waren irgendwann auch bei uns. Gegenseitig hat man breite Erklärungen über ein Zweckbündnis abgegeben, wie man gegenseitig voneinander profitieren und lernen könnte. Nüchtern betrachtet ist dies aufgrund der großen strukturellen Unterschiede von vornherein ein Wunschtraum. Kein internationales Lebenszeichen mehr? Hat die Wirkung des spanischen Rotweins oder des Federseenebels bei den jeweiligen Partner nachgelassen? Außer Spesen und das Aalen in der südlichen Sonne nichts gewesen? Macht nichts, die Stuttgarter und Berliner Politiker machen das genauso. Die Buchauer brauchen wenigstens nicht noch eine Sondermaschine und eine persönliche Bewachung. Aber die Ergebnisse ähneln sich doch oft. Natürlich können wir uns das leisten. Wäre ja noch schöner. Aber vielleicht sollte man vor solch gedanklichen Höhenflügen dem einen oder anderen örtlichen, dringenden Problem mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Aber Prioritäten setzt eben jeder anderst , wenn man solche überhaupt erkennt. Manche sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Das kann gefährlich werden.

Die Schwäbische Zeitung berichtet am 18.02.11: „Aus Progymnasien könnte eine Modellschule werden“ – ein berufliches Gymnasium mit neuem Profil und modellhaftem Schwerpunkt im Bereich Gesundheitserziehung“. Endlich wieder ein Ansatzpunkt aus „ langen und tiefen“ Schweigen. Wenn auch sehr unbestimmt und vollkommen nebulös gehalten. Aber immerhin etwas. Daraus entnehme ich aber zunächst – wenn ich nicht alles falsch verstehe-, dass e i n (gemeinsames) Gymnasium in seiner jetzigen Form endgültig und unwiderruflich der Vergangenheit angehört. Dieses zunächst enttäuschende Ergebnis vermeidet man deutlich auszudrücken und versucht es zu umspielen. Der Zukunftsblick wird auf ein Experiment mit offenem Ausgang abgelenkt. Man versucht aus der im Prinzip abgeschlossenen Situation „Progymnasium“ verzweifelt eine noch mögliche Chance für unsere Raumschaft herauszupressen. Das ist durchaus lobenswert. Dass dies die beiden Bürgermeister im Schulterschluss versuchen, zudem höchst bemerkenswert. Die Einigkeit wurde bisher leider schmerzlich vermisst. Ein Schulersatz in welcher Form auch immer, wäre besser als gar nichts. Da sind wir uns wohl schnell einig. Aber, ob den Schülern aus unserem Raum dadurch das frühzeitige Abwandern erspart wird, ist wohl sehr fraglich. Ein Abschluss an einem Spezialgymnasium schränkt eben die berufliche Auswahl ein. Wer sich breitere Ausbildungswege offen halten will, wird nach Biberach oder Riedlingen gehen (müssen !!). Hat man dann noch die ausreichende Schülerzahl? Vielleicht mit Wohnheim aus einem großen Einzugsbereich? Vielleicht bei entsprechender Attraktivität? Ein struktureller Umformungsprozess steht auf jeden Fall bevor. Um diese Überlegungen sind die beiden Bürgermeister nicht zu beneiden. Aber vorerst ist es nicht mehr als ein Trostpflaster auf die schmerzende Wunde des Verlustes einer traditionsreichen, historischen Bildungseinrichtung für Bad Buchau. Interessant finde ich das Datum der Veröffentlichung in der SZ. , nämlich einen Tag nach dem das Progymasium die Eltern und Schüler zur Mitgestaltung des Leitbildes für die Schule eingeladen hat. Meines Erachtens hätte man diesen Abend in eine ungewisse Zukunft verschieben können. Am Infoabend am 28.02.11 unter diesen neuen Aspekten erfährt man vielleicht mehr?

Bei meinem Gang auf dem Federseerundwanderweg zwischen Bad Buchau und Oggelshausen musste ich feststellen, dass der Wegezustand in vielerlei Beziehung sehr zu wünschen übrig lässt (je nach Witterung). Meine Nachforschungen haben ergeben, dass wohl vor rd. 12 Jahren die letzte generelle Instandsetzung stattfand. Kein Wunder. Auch die verstopften Drainagen und die mit Wasser überquellenden Gräben entlang des Fußweges verbessern diesen Zustand nicht gerade. Der Bürgermeister fährt täglich mehrmals neben diesem Weg auf der Landstraße. Anscheinend würdigt er den Fußweg mit keinem Blick. Sonst hätte er das selbst schon längst feststellen müssen. Ja, mit dem Blick und im Auge behalten ist das eben so eine Sache bei ihm. Das betrifft auch den historischen Moorlehrpfad im südlichen Federseeried. Hier sind es vor allem die Fundstellennachbauten, die dringend einer Auffrischung bedürfen. Empfehlung: Im 100 ten Jubiläumsjahr des Naturschutzes sollte man hier etwas tun, nicht nur Feiern und Reden halten. Mit dem Federseesteg allein ist es eben nicht getan. Auch das sonstige Erscheinungsbild in Stadt und Landschaft sollte man nicht ganz vergessen.

Wie recht die SZ vom 20. Januar 2011 doch hat: „Viele Aufgaben warten auf den Rathaus-Chef.“ Das Sprichwort: “wer Augen hat der sehe, wer Ohren hat der höre“ gilt auch für den Gemeinderat. Manchmal braucht man nicht den 7. Sinn bemühen, die Dinge wahrzunehmen, man stolpert darüber.