Der aktuelle Stadtstreicher 125

Stadtstreicher 125
Die Bad Buchauer Agenda (SZ Bericht vom 29.10.14))
Es ist richtig und wichtig, wenn der neue Gemeinderat mit 11 neuen Mitgliedern in die Aufgaben der Stadt eingewiesen wird und sich über die kommunale Situation unterrichten lässt. Ob die Klausurtagung auf die Schwäbische Alb verlegt wurde, um hier etwas Höhenluft zu schnuppern, bleibt unbeantwortet. Wahrscheinlich fuhr man dorthin, um dem Federseenebel zu entgehen und damit klare Sicht auf die Zukunft nehmen zu können. Die äußeren Bedingungen sind nicht immer ganz unwichtig bei solch anstrengender Tätigkeit. Auch etwas Abstand von der Heimatenge tut manchmal gut, um Gedanken frei zu machen. All das brauchte man wohl, um die Agenda 2014 des Bürgermeisters mit 200 Seiten „durchzuackern“. Übrigens beim Ackern auf der Schwäbischen Alb gibt es oft mehr Steine als Boden. Vielleicht wollte der Bürgermeister auf die Kargheit des Bodens aufmerksam machen. Die Gemeinderäte haben sicher getestet, ob das Ackern oder die Agenda mehr Schwierigkeiten verursacht haben. Immerhin hatte die Agenda 2004 nur 130 Seiten und die Agenda 2008 nur 165 Seiten. Der Bürgermeister mutet also seinen Gemeinderäten eine immer größere „Ackerfläche“ auf immer steinigeren Boden und zudem bei immer dünnerer Luft zu. Vielleicht wählt er das nächste Mal gar einen Steinbruch in den Allgäuer Alpen aus. So viel zur Örtlichkeit und zu den äußeren Arbeitsbedingungen.
Vom Schreibumfang der Lokalen Agenda her, lässt sich unser Bürgermeister nie lumpen. Was ist überhaupt eine Agenda? Laut Duden: Merkbuch; Liste von Gesprächs- oder Verhandlungspunkten. Also liebe Bürger auf gut Deutsch eine verinnerlichte Beratungsgrundlage. Mit diesem 200 seitigem „Schmöker“ kann man fast jeden Gemeinderat in zwei Tagen „erschlagen“. Entweder man hält unseren Schultes für einen bedeutenden Betriebswissenschaftler und fühlt sich ganz klein auf der Bühne, weil man die Welt nicht mehr ganz versteht (schon wegen der vielen Fremdwörter). Es kann aber auch sein, in vier Wochen hat man den ganzen „Schinken“ verdaut und sich wieder in der Realität des Alltags eingefunden. Das zweite dürfte bei den meisten der Fall sein. Zumindest hat man in der Vergangenheit bei Beratungen im Gemeinderat seit 2004 je kaum mehr etwas über Eckpunkte einer Lokalen Agenda vernommen. Die 2004 mit Fanfaren installierten vier Arbeitskreise/Initiativgruppen sind zwischenzeitlich klanglos und ohne Presserummel untergegangen. Manch andere gängigen Schlagworte mit verheißungsvollem Inhalt auch. Von Öffentlichkeitsarbeit, Bürgerbeteiligung, Motivation der Bevölkerung, Stadtmarketing und Qualitätsmanagement wird Bad Buchau ebenfalls nicht gerade überrollt. Kurz gesagt, die Agenden der Vergangenheit haben Bad Buchau nicht umgekrempelt. Man denkt bei alledem an das englische Sprichwort: „Taten sind Früchte, Worte sind bloß Blätter -auch wenn diese bedruckt sind.“
Was dürfen wir aus der 200 seitigen Beratungsgrundlage 2014 als Fazit erwarten? Wenn der Zeitungsbericht vom 29.10. 2014 eine Andeutung ist, einen ziemlich realistisches Ausblick, der, auf ein paar wenigen Seiten ohne Schlag- und Fremdworte zusammengefasst, den Bürgern vorgestellt und vielleicht sogar mit den Bürgern erörtert werden kann. Hoffentlich fehlen keine Prioritätenliste und keine Finanzplanung dazu.
Noch eines ist bemerkenswert: Man will keine beschließenden Ausschüsse wieder einführen. Hat aber wohl bemerkt, dass komplexe Themen im Gesamtgremium kaum umfassend oder tiefschürfend behandelt werden können. Daher eine halbe Wendung. Beratende Projektausschüsse sollen der Ausweg sein. Hoffentlich aber mit öffentlicher Beratung solch wichtiger Projekte! Nur so kann der Bürger die Entwicklung nachverfolgen.
Die Spielregeln für das Miteinander am Ratstisch sind an und für sich schon in der Gemeindeordnung verankert und mit den Anstandsregeln im Knigge angegeben. Vor allem hat der Bürgermeister durch absolut neutrale Aufklärung, Gesetzestreue, Offenheit und Ehrlichkeit das Heft in der Hand. Finten oder Jägerlatein sind da nicht angebracht. Natürlich kann man darüber reden aber nicht verhandeln. Wichtig ist die
Einhaltung solchen Verhaltens. Nicht nur der Ton allein sondern vor allem die praktizierten Werte ergeben die Musik.
Lassen wir all die hehren Alberkenntnisse dieser Klausur auf uns einströmen. Vielleicht bringen diese in der Federseeniederung tatsächlich einen Wandel?