Altengerechte Planung ist auch für Familien gut

„Älter werden in unserer Gemeinde“

Harald Müller (rechts, neben Thomas Dörflinger im Ummendorfer Schloss) rät allen kommunalpolitisch Verantwortlichen, die unterschiedlichen Akteure der Seniorenarbeit untereinander zu vernetzen.

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(Foto: Foto: Markus Dreher)

 Ummendorf / mad Den barrierefreien Ausbau von Wohnungen voranbringen und bürgerschaftliche Netze zur Seniorenarbeit knüpfen – das empfiehlt Harald Müller, der Vorsitzende des Kreisseniorenrats Biberach, allen kommunalpolitisch Verantwortlichen. Bei der Vorstellung der Kandidaten der Ummendorfer Gemeinderatsliste von CDU und Freien Wählern vor rund 70 Zuhörern im Schloss sprach Müller über „Älter werden in unserer Gemeinde“.

Der frühere Buchauer Bürgermeister verwies auf Umfragen, nach denen 90 Prozent aller Bürger so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben möchten. „Das ganz große Problem dabei: bisher sind nur rund zwei Prozent der Wohnungen barrierefrei ausgebaut. Es sollten aber 30 bis 40 Prozent sein.“ Immer wenn energetisch saniert werde, müsse das Augenmerk auch darauf gerichtet werden.

Damit Senioren in ihrer Wohnung bleiben können, bedürfe es ergänzender Angebote wie Tages- und Nachtpflege sowie einer passenden Infrastruktur. Müller sprach bewusst von einer „allen gerechten, nicht einer altengerechten Planung“, denn Familien mit Kindern wüssten hindernisfreie Verkehrsflächen und niederflurige Busse genauso zu schätzen wie Senioren. „Das ist kein Gegensatz.“

Müller riet jeder Gemeinde, den Handlungsbedarf systematisch zu erheben. Die Bürgerumfrage der Ummendorfer CDU/FW-Liste sei ein erster Mosaikstein. Um Lücken zu erkennen, sollten Haupt- und Ehrenamtliche an einer Art Seniorentisch vernetzt werden. Der Landkreis Biberach sei nur einer von zweien im Land, in dem es keine Pflegestützpunkt mit hauptamtlichen Beratern geben. Dafür gebe es in fast jedem Rathaus eine Anlaufstelle für Senioren. „Aber haben Sie von der schon mal etwas gehört oder erfahren?“, fragte Müller ins Publikum – und erntete Schweigen. Müller wollte dies ausdrücklich nicht als Kritik an den jeweiligen Verwaltungsmitarbeitern verstanden wissen, die das nebenher erledigen müssten. Er empfahl jedoch, das Ganze auf breitere Füße zu stellen und vorhandene Gruppen zu vernetzen. Er warf eine Karte der Caritas an die Wand, nach der Ummendorf bisher ein weißer Fleck ist, was Runde Tische zur Seniorenarbeit oder Ähnliches angeht.

„Jede Gemeinde muss sich den Weg, die Selbsthilfekräfte zu stärken, selbst erarbeiten“, schloss Müller. Er hält dies über Generationsgrenzen hinweg für wertvoll: „Man gewinnt dadurch auf jeden Fall an Gemeinschaft.“ Ein Zuhörer machte auf den Seniorenclub in Ummendorf aufmerksam. Dieser sei von Auflösung bedroht, weil sich immer weniger engagieren wollten. Müller sagte dazu: „Sie sprechen mir aus dem Herzen.“

Für jene zehn Prozent, die ab einem gewissen Alter nicht mehr in den eigenen vier Wänden bleiben wollen oder können, sind Pflegeheime und Seniorenwohnungen mit ambulanten Pflegeangeboten nötig. Bekanntlich bemüht sich Ummendorf seit Längerem um solch ein betreutes Wohnen. Auf eine Frage aus dem Publikum sagte Gemeinderat Alfons Ströbele, die Verhandlungen über das ins Auge gefasste Grundstück kämen voran: „Wenn man das Bild einer Ampel nimmt: Wie nähern uns Grün.“

Die Kandidaten der Liste stellen sich am Donnerstag, 15. Mai, von 19.30 Uhr an im Gasthaus Hirsch in Fischbach vor. Dabei spricht Peter Grundler von der Caritas ebenfalls über „Älter werden in unserer Gemeinde“ und widmet sichFrage, wie die Lebensqualität im hohen Alter erhalten werden kann.

(Foto: Foto: Markus Dreher) Artikel Schwäbische Zeitung Biberach