Stadtstreicher Nr. 79 ist da

Weltkulturerbe als Adelstitel und der Kampf um Zuschüsse.

Bei diesem Thema kann es sich nur um das Federseemuseum handeln. Da braucht man kein Ferienrätsel daraus zu machen. Die Europaabgeordnete Frau Jeggle besuchte vor drei Wochen unseren Tourismusmagnet als Ferieneinstieg. Sehr löblich. Ihr Besuch war gerechtfertigt, denn nach Bad Buchau flossen auch in den letzten Jahren Zuschüsse der EU. Das darf man herausstellen. Allerdings hatte Frau Jeggle keine neuen Geschenke im Feriengepäck . Die aktuelle Förderperiode endet 2013. Danach werden die Karten neu gemischt. Für die Region an der Donau und um den Federsee nach fast 2 Jahrzehnten Geldsegen aus dem Leader-Topf könnte es eng werden. Andere benachteiligte Gebiete klopfen vehement an die Tür und verlangen Einlass in diese Förderkulisse. Dabei wäre doch noch so viel am Federseemuseum zu tun. Der Stadtstreicher berichtete schon wiederholt darüber. Da gilt es jetzt nochmals die Ärmel hoch zu krempeln und gute, ja sehr gute Argumente vorzubringen, wenn man zukünftig weiter aus dieser Schatzkiste schöpfen will.. Eine Frage drängt sich auf, hätte man in der Vergangenheit aus dieser Fördermöglichkeit nicht mehr machen können? Schließlich wird der Titel: „Weltkulturerbe“ schon einige Jahre gehandelt. Etwas mehr vorausschauende und vor allem zielgerichtete Vorbereitung auf diese Auszeichnung wäre uns sicher nicht zum Nachteil geworden. Was man hat, hat man und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Auf jeden Fall war es in baulicher Hinsicht um das Museum in den letzten Jahren immer sehr zähflüssig. Das gilt keinesfalls für die überaus einfallsreiche Ideenschöpfung durch den Museumsleiter bei der Betriebsführung. Aber Vergangenheit ist Vergangenheit.

Der Blick richtet sich in die Zukunft. Der Titel „Weltkulturerbe“ steht und Bad Buchau ist nicht besonders gut aufgestellt, diesem Adelstitel gerecht zu werden, geschweige denn zu würdigen. Da plagen uns am Federsee nicht nur die Defizite des Betriebes viel mehr sind es die anstehenden Investitionen. Der „private“ Nebenbuhler aus Unteruhldingen steht da besser in den Startlöchern. Er wird uns bei der Repräsentation : „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ das Leben schwer machen. Was können wir dagegen tun, um uns weiter zu behaupten?

Die Richtung die Museumsleiter Dr. Baumeister aufzeigt ist ein richtiger Anfang. Wir müssen besser Paroli bieten. Die Neuausrichtung des Museumskonzepts stärker in Richtung Pfahlbauten lenken und eine angedachte Namensänderung „Oberschwäbisches Pfahlbaumuseum Federsee“ könnte da schon Wirkung zeigen. Das Grundproblem ist jedoch eine breitere und gestärkte Struktur aufzubauen. Die Stadt und der Gemeindeverwaltungsverband Bad Buchau mit dem Museumsverein und dem Förderverein sind aus vielfältigen Gegebenheiten des strukturschwachen ländlichen Raumes heraus (8.500 Einwohnern) grundsätzlich zu schwach, das verpflichtende Weltkulturerbe der Oberschwäbischen Pfahlbauten allein zu bewältigen. Wir sind auch nicht die Alleinerben dieses prähistorischen Nachlasses, sondern eben nur ein Schwerpunkt im Gesamtgefüge. Das ist nicht nur ehrenhaft für das Federseegebiet sondern eben auch für den Landkreis Biberach. Dem Landkreis Biberach kann es doch nicht egal sein, ein solches Alleinstellungsmerkmal völlig außerhalb der Betrachtung zu lassen und blind auf Kürnbach und das Öchsle zu blicken. Wo bleibt da die Gleichstellung und gerechte Abwägung der Kulturthemen im Landkreis?

Es ist die Aufgabe unseres Bürgermeisters und die der gewählten Kreisräte (Diesch, Mayenberger und Scheffold) unserer Region jetzt beim Landkreis Biberach in aller Beharrlichkeit vorstellig zu werden und zu fordern, sich den neuen Argumenten und veränderten Gegebenheiten um das Federseemuseum zu stellen. Dies ist kein Thema, das „hinter den Kulissen“ stattfindet oder „unter dem Tisch“ verhandelt wird. Das ist ein zentrales, öffentliches Thema der Aufgabenverteilung im Landkreis. Letztlich ist Bad Buchau die einzige Stadt, die weder eine Kreiseinrichtung besitzt noch sonstige namhafte -präferenzen vorweisen kann.

Sollte diese generelle Aussprache um die aufgewertete Stellung und Bedeutung des Federseemuseum als Weltkulturerbe im Landkreis Biberach nicht stattfinden, vergeben wir eine einmalige und nicht wiederkehrende Entscheidungsfindung. Eine solche Chance zu vergeben kann uns doch nicht egal sein.

4 thoughts on “Stadtstreicher Nr. 79 ist da

  1. Letztlich mangelt es allen drei Kreisräten an Durchsetzungskraft. Zum Öchsle werden Unsummen vom Kreis überwiesen und nach Buchau findet der Landrat nur zum Pflichttermin Adelindisfest. So kann es nicht funktionieren.
    Viel helfen würde ja schon eine Beschilderung entlang der Bundesstrassen. Nicht einmal hier schaffen es die drei Kreisräte sich durchzusetzen – aber das Bierkrugmuseum ist auch bedeutender..
    Aber es fehlt auch seitens der Stadt eine Kreativabteilung die die Werbetrommel rühren oder neue Konzepte entwickeln kann. Altbackenne Filztaschen im Hobbytreff oder ab und zu ein Kurkonzert bringen keine Fremden ins Museum.

    Und letztlich muss sich mal wieder der normale Buchauer fragen lassen, wann war er das letzte mal im Museum oder empfiehlt es im Bekanntenkreis?????

  2. „Altbackener Filz“
    ist die verkürzte Umschreibung für „Kreativabteilung“ die daraus resultiert.

  3. Archäo – Kids – Museumscenter,
    sogar Federsee-Centrum wurde im Gemeinderat schon diskutiert in Form eines großen Werbeschildes am Museum.
    Kinderwerbung in Form von angedeuteten Smarties direkt am Eingang, weiter so.
    Kindergarten der Archäologie mit Kind gerechten Führungen. Das kann einem die ruhige Freude am Museumsbesuch ganz schön ein trüben, leider. Unterhuldigen am Bodensee wird es uns danken und dadurch bestimmt profitieren. Buchau sollte dringend Prioritäten setzen in Sachen Auftritt, Ziele, Gewinn und Kreativität, so es die Möglichkeiten hat. Allerdings wage ich das zu bezweifeln.

  4. Ich kann die drei Kreisräte nicht beurteilen, weil ich noch nie etwas von Ihnen gehört oder gelesen habe. In der Schule bedeutet das ungenügende Mitarbeit, kein Interesse an den Aufgaben, fehlende Standpunkte, drücken sich vor jeder Herausforderung, haben keine Ideen und glänzen insgesamt durch Willenslosigkeit. Nicht versetzt.

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