Stadtstreicher Nr. 55

„Eile mit Weile“

Das verzögerte Thema mit der Neuordnung des Jugendzentrums regt zum Nachdenken an. Liegt das Problem bei den Jugendlichen oder bei der Stadt? Was macht der neugebildete Jugendausschuss? Steht der nur auf dem Papier ohne jegliches Lebenszeichen? Der Bürgermeister wird es kaum aufwerten. Für Ihn ist der Papiertiger sowieso nur ein lästiges Anhängsel.

Kennen sie das Sprichwort auch: „Gut Ding will Weile haben.“ Das bedeutet, bei längeren Verzögerungen muss nicht unbedingt etwas in Vergessenheit geraten sein. Nein, die Verwirklichung braucht halt seine Zeit. Oder vielleicht ist auch der Gemeinderat zu schnell bei seinen unausgereiften Beschlüssen. Und dann hat die Verwaltung die Bescherung beim Ernten dieser unreifen Früchte. Weil das, was man vor dem Beschluss schon hätte abklären können, erst noch nachgeholt werden muss. Das braucht eben dann seine Zeit. Das heiß nach dem Volksmund: „Man hat eben das Pferd vom Schwanz her aufgezäumt“. Deutlicher ausgedrückt, die Sache ist halt falsch bzw. unkoordiniert angegangen worden.

Nun obiges Sprichwort von der „Weile“ scheint sich im Bad Buchauer Rathaus immer mehr einzunisten. Nachdem der Beschluss des Gemeinderats mit der Parkplatzneuregelung im inneren Stadtgebiet nach einem Jahr endlich vollzogen wurde, steht nun seit Februar dieses Jahres im Friedhof noch die Aufstellung der Urnenwand zur Disposition. Sie wissen ja, dieses Vorhaben bei dem Ordnungsamtsleiter Norbert Moll „einen wirklich schnuckeligen Platz“ auf dem Friedhofsgelände entdeckt hat. An diesem Platz hat sich rein gar nichts gerührt. Vielleicht will man die „schnuckelige Atmosphäre“ nicht stören? Oder ist dieser Platz vielleicht doch etwas zu „schnuckelig“? Man wird sehen, was nach einer weiteren „Weile“ dabei herauskommt. Aber immerhin ist jetzt nach einer „Weile“ zumindest der Feldweg zum früheren Flugplatz wieder hergestellt worden aber seit einige Tagen bereits wieder abgesackt und eingebrochen. Der unsinnige Schilderwald hat wenigstens nicht überlebt.

Allerdings hat dafür der weggeräumte Kinderspielplatz mit Grillstation am Flugplatzgelände anderswo noch keine neue Bleibe gefunden, trotz Auftrags des Gemeinderats. „Gut Ding…“ Von der bei der Einweihung vor einer halben Dekade versprochenen Orientierungstafel auf der Kanzel der Aussichtplattform auf Kappels Höhe zur Erläuterung der schönen Bergsicht fehlt ebenfalls jede Spur. Das scheint nun aber wirklich vergessen worden zu sein. Ist eben auf der langen Liste der „weilenden“ Vorhaben einfach untergegangen. Trotzdem schade!

Dann wäre noch, an die vor einiger Zeit angekündigte Initiative der Stadt anstelle des Progymnasiums ein beruflich orientiertes Vollgymnasium (Gesundheitsbereich) aufzubauen, zu erinnern. Das jüngste ergebnisoffene Informationsgespräch zur Schulentwicklung (Federseejournal Nr. 20) hat diesbezüglich keine Auskünfte gebracht. Weder ein Ja noch ein Nein. Der Vorschlag ist gar nicht erwähnt. Oder an die generelle Verbesserung der Oggelshauser Landstraße einschließlich der Ostumgehung Bad Buchaus. Immer folgt auf solche Trompetenstöße eine längere Schall- oder Besinnungspause. Dabei warten die Leute auf irgendein Fortsetzungszeichen. Nichts Vernehmbares rührt sich. Bei einer Baustelle würde man ein Guckloch in den Bauzaun schneiden, damit man wenigstens einen schnellen Blick erhaschen kann. Aber unser schweigendes, vor sich hin „weilendes“ Rathaus, ist da gnadenlos gegenüber dem Bürger.

Natürlich sind das nicht alles existenzielle Weichenstellungen für Bad Buchau. Ganz sicher nicht. Aber auch kleinere und kleine Details ergeben ein Spiegelbild, lassen Einblicke in tiefere Bereiche zu. Geht man wichtigere Angelegenheiten gezielter, übersichtlicher und durchgreifender an? Manchmal erinnert Bad Buchau an ein Suchschiff auf hoher See, das auf seinem Schlingerkurs immer nach etwas Ausschau hält, aber es einfach nicht findet.

Da steht in der SZ „Geduld: Natur erobert sich langsam Raum zurück.“ Naturschützer benötigen einen langen Atem bei der Verfolgung ihrer Ziele. Wieso soll das im politischen Bereich dieser Stadt anders sein? Also Bürger Geduld und nochmals Geduld…. eben „Eile mit Weile“ entsprechend unserer Naturlandschaft. Immerhin baut sich dort das Moor unter besseren Wasserständen schon neu auf. Ist doch etwas! Oder etwa nicht?