Stadtstreicher Kolumne Nr. 80 – Bad Buchau’s Herzschlag schwächelt

Der Aderlass schwächt unsere Position Jahr um Jahr.

Die Bevölkerungsfortschreibung für Bad Buchau ist ein wichtiger Attraktivitätsspiegel. Wohnten am 31. März 2011 noch 4.001 Personen hier, waren es zum gleichen Zeitpunkt 2012 nur noch 3.951 Personen. Ein Verlust innerhalb eines Jahres von 50 Personen. Das ist überaus ernüchternd. Dass Bad Buchau trotz sehr guter Arbeitsplatzentwicklung (dies war nicht immer so) immer stärkeren Aderlass bei der Bevölkerung hat, spricht Bände für die insgesamt nachlassende Anziehungskraft unserer Stadt in der Gesamtinfrastruktur. Das sollte Fragen aufwerfen, über die man sich im Gemeinderat bisher einfach zu wenig Überlegungen, besser ausgedrückt Sorgen, gemacht hat. Es trottet zwischenzeitlich mehr oder weniger halt so vor sich hin. Denn es fehlt eine richtungsweisende Strategie, eine nachhaltige Prioritätenlinie, die das Zukunftsbild der Stadt klar vorzeichnet und ein Schema, das man konsequent abarbeitet. Einzelproblem nach Einzelproblem, das auf den Nägeln brennt, aufzugreifen, reicht einfach nicht aus. Das ist wie ein Flickenteppich, da ein Klecks und dort ein Klecks ohne inhaltlichen Zusammenhang. So etwas ist ein Zufallsprodukt, das zumindest teilweise Geld in falsche Kanäle lenkt und damit uneffektiv ist. Jedenfalls, die selbstherrlich verfasste, nichtssagende Agenda von Bürgermeister Diesch ist trotz darin vorgesehener Landesgartenschau nicht der Zünder, der Bad Buchaus Olympiaflamme entfacht.

Aber ändern wird sich daran auch in Zukunft nichts. In Bad Buchau sind kritische Anregungen generell etwas Unwürdiges, Böses und Schlechtes und damit verpönt. Bei uns liegt eben die Streitkultur noch in den unentdeckten Moorsiedlungen verborgen.

Nicht nur Kreisel drehen sich, auch Beschlüsse.

Spät aber nicht zu spät entdeckt auch Bad Buchau die Verkehrskreisel. Auf etwa 100 Meter Abstand kommt ein neuer hinzu. Damit dreht sich bei uns wenigstens etwas in unserer Stadtmitte. Hoffentlich kommen keine Schwindelgefühle auf und man fährt in verbotene Richtungen. Eines dürfte nämlich an diesem Kreisel einmalig sein, eine abzweigende Straße mit Einfahrverbot. Eine exzellente Einladung für den Autoverkehr sich regelwidrig zu verhalten. Nein, kein Fasnetscherz der Moorochsen. Eher ein wohlüberlegter Beschluss unseres Gemeinderats, wie wir es immer wieder erleben dürfen. Bis jetzt hat man nicht gehört, dass die Einbahnregelung in der Hofgartenstraße aufgehoben oder geändert werden soll. Na, auch hier wird man sehen, ob in Bad Buchau Beschlüsse längeren bestandswert haben. Vermutlich wird der Kreisel zusammen mit der Parkplatzein- und -ausfahrt zu einem höheren Verkehrsaufkommen am Gasthof Kreuz beitragen. Ob der nicht unbedeutende finanzielle Aufwand der neuen Verkehrsgestaltung (mit Ankauf) zur attraktiven Aufwertung unseres Stadtbildes beiträgt, wird sich noch zeigen. Interessieren tut dies eh kaum jemand. Ein wenig mehr Begleitgrün an einer Verkehrsinsel ist auf jeden Fall besser als leere Schaufensterscheiben. Wir sind ja nicht verwöhnt. Noch eines. Die Raucherzone des Gasthofes Kreuz vor seiner Eingangstür wird auf jeden Fall gewinnen und auch abwechslungsreicher.

Zu erinnern wäre noch daran: Erst vor zwei Jahren hat man die Straße hier völlig neu gestaltet. Ob man das als Planungsfehler des Ingenieurbüros oder als Gewährleitungsmangel der Baufirma deklarieren kann? Vielleicht ist es aber auch nur ein Kurz(be)schluss unseres Gemeinderats. Denn schon damals hätte man das „Stockergebäude“ so erwerben können. Auch das wird hingenommen. Man ändert einen Bebauungsplanbeschluss nach dem anderen und sucht und sucht………

Noch schöne erholsame Ferien wünscht Ihnen der Stadtstreicher aus seinem Sommerquartier. Hoffentlich haben sie ihre persönlichen Wünsche gefunden.