Stadtstreicher Kolumne Nr. 44 ist da!

Blaue Zone, romantische Nächte und das Marienheim.

Die Buchauer Innenstadt wird Blaue Zone. Ganz neu ist das nicht. Der Beschluss wird im Juli ein Jahr alt. Die meisten haben das längst vergessen. Aber jetzt geht’s los, das heißt bis zu den Sommerferien ist es vielleicht so weit. Immerhin liegt jetzt schon die Genehmigung des Landratsamts vor. Und gut Ding muss Weile haben. So etwa ein Vierteljahr, bis die paar Schilder aufgestellt sind. Aber ich möchte natürlich mit meinem Gedränge das Rathaus nicht aus der Ruhe bringen. Wäre ja schlimm, wenn einer noch die Rathaustreppe herunterfallen würde. Also eines, nach dem anderen. Erst die Blaue Zone, dann die Gebühren für den oberen Teil des Kurzentrums- und für den ganzen Federseeparkplatz. Das eine ist, um die Kauflust der Bürger anzuregen, das andere ist, um die Kaufkraft der Gäste abzuschöpfen. Das eine ist, um den Bürgern und Geschäftsleuten ein kleines Geschenk zu machen, das andere, um die bösen, angereisten Tagesgäste zu verwarnen. Natürlich kostet die Überwachung der blauen Zone Geld. Das zahlen jetzt unsere Gäste völlig grundlos mit den Parkgebühren in den neu eingeführten kostenpflichtigen Zonen. Umverteilung der Lasten. Da hat unser Rathaus Erfahrungen. Eines muss man unseren Räten ja lassen, bürgerfreundlich sind Sie eingestellt. Ob man von Gastfreundschaft auch schon was gehört hat?

Aber immerhin hat ein Stadtrat schon festgestellt, dass wir auf dem Federseesteg sogar Stammgäste haben (noch!). Das wusste vor ein paar Wochen noch niemand, als man die Parkgebühr festsetzte und die Steggebühr erhöhte. Jetzt fordert man für diese Unglücklichen eine Jahreskarte. Erfreulich ist jedenfalls, dass man im Gremium tatsächlich nachdenkt. Auch wenn es erst im Nachhinein ist. Besser wie überhaupt nicht. Dennoch bleibe ich bei meiner Meinung, wenn man den anreisenden Besucher mit einem Schlag um bis zu 500% höher abkassiert (früher 1,00 Euro jetzt 2,00 +3,00 Euro) ist das Abzocke, egal mit welchen Gründen man das zu widerlegen versucht. Die Wirkungen werden sich erst allmählich zeigen. Man kann den Besuchern nur noch empfehlen am Vormittag bis 8,00 Uhr und am Abend nach 18,00 Uhr oder in romantischen Mondnächten den Federseesteg zu besuchen. Das lohnt sich auf jeden Fall. Die Leidtragenden sind halt, die von weit her anreisen und schon damit viel Mühe auf sich nehmen, um sich an unserer Landschaft zu erquicken. Weitere Benachteiligte sind die Museumsbesucher, weil die an die Besuchszeiten gebunden sind. Oder vielleicht sollte man generell die Besuchsmöglichkeit auf die Nachtzeit verlegen? Eine Museumsnacht ist da einfach zu wenig. Sicher wird die so beschlossene Parkgebühr weiteres Nachdenken im Rathaus fördern. Aber vielleicht erledigt sich die angespannte Parksituation an schönen Wochenenden dann von selbst.

Der Zeitungsartikel in der SZ vom 18.05.11 „Pflege: Neue Leitung sitzt fest im Sattel“ ist in verschiedener Hinsicht interessant. Erstmals nach einem halben Jahr wird der neue Träger unseres Marienheimes, die ZfP-Tochter Altenheimat Eichenau der Bevölkerung so nebenbei vorgestellt. Wir wissen ja, dass in Bad Buchau die Uhren gemächlich laufen, vor allem was die Information angeht. Aber noch interessanter ist das Eingeständnis des Bürgermeisters, dass 2003 mit der Abtretung der Heimleitung von der Stadt auf eine Berliner Firma eklatante Fehler gemacht worden sind. Was er allerdings nicht sagt, ist, dass damals eine bis zu 20 % ige Erhöhung der Pflegegelder notwendig wurde, auch um die zusätzlichen Kosten der Heimleitung zu finanzieren. Also die Stadt hat den Fehler gemacht und die Heimbewohner haben den Fehler bezahlt. Das sind nennenswerte Beträge pro Monat, die sich in einem Jahr auf vierstellige Beträge summierten. Also keine Kleinigkeit. Aber darüber spricht man natürlich nicht. Der Dumme ist eben immer der Bürger, in diesem Fall der Benutzer. Deswegen will ich dies jetzt ergänzen. Als man 2004 das 50 jährige Bestehen des Altersheimes feierte, pries Bürgermeister Diesch die Verlagerung der Heimleitung als Riesenerfolg und absolute Notwendigkeit. Übrigens tat er dies auch noch bei Einweihung der Generalsanierung im Jahr 2008 getan. Stadt und Heimleitung Arm in Arm im besten Einvernehmen. Erst jetzt rückt er mit einigen negativen Erkenntnissen und Erfahrungen heraus. Die Heimleitung könnte dem noch einiges hinzufügen. Aber belassen wir es bei diesem abgeschlossenen Kapitel.

Das Marienheim ist ab Januar 2011 in neue Hände übergegangen. Nicht nur die Heimleitung sondern die gesamt Betriebsführung. Die Rathausposaunen verkünden neues Lob und Hosianna. Die Stadt ist Eigentümerin des Gebäudes geblieben und kassiert eine sichere und ausreichende Pacht, die natürlich über die Pflegegelder der Bewohner aufgebracht wird. Pflichten und Verantwortung für die alten Menschen des Heimes wurden großzügig abgeschoben. Zu sagen hat die Stadt im Betrieb nichts mehr auch nicht was die Belegung und Organisation angeht. Das ehrenamtliche Engagement wird vom neuen Heimbetreiber geduldet, solange es ihm konzeptionell nützlich ist. Das Marienheim als Gebäude steht in Bad Buchau, das ist neben dem Pachtvertrag aber auch die einzige verbliebene Nabelschnur mit dieser Stadt. Noch bis vor 10, 15 Jahren hätte man sich das nicht im Traum vorstellen können. Aber die Zeiten haben sich nicht nur hier verändert. Der Bevölkerung war es eh egal, als „amfedersee.de“ über die Veränderungen rechtzeitig berichtete. Also was soll’s.