Stadtstreicher Bad Buchau – Kolumne Nr. 93

Österliche Gedanken beim Eier Kochen

Der lange Winter verdirbt einem wirklich jede Laune zum Schreiben. Aber zu den Osterfeiertagen muss der Stadtstreicher doch auch noch seine Eier färben. Wenigstens ein kleines Osternest seinen Lesern bieten. Aber das gegenwärtige Wetter zeigt einmal mehr auf, wie wichtig der Golfstrom für uns ist. Ohne Ihn wären wir noch immer in der Eiszeit, ohne Federsee und Naturschutzgebiet.

Manche glauben vielleicht, jetzt hat es dem die Sprache verschlagen, nachdem der Abbruch der Götze tatsächlich begonnen wurde. Nun, der größte bauliche Eingriff in die städtische Bausubstanz seit dem letzten Stadtbrand, ist wahrlich ein Ereignis besonderer Art. Auf dem Marktplatz sind alle Ruhebänke leer, weil die gelangweilten Rentner jetzt alle am Bauzaun hängen und mit Rat und Sprüchen nicht sparen. Der Bürgermeister will sogar Eintritt für dieses Schauspiel verlangen. Aber ich glaube kaum, dass er das Geld, das die Stadt hier investiert (großes Stillschweigen!!), auf diese Weise zurück bekommt. So mancher Götze-Näherin wird wohl das Herz bluten beim Anblick ihrer ehemaligen Arbeitsstelle. Aber Sie wird später beim Kaufrausch im Großmarkt wohl kaum mehr daran denken. Alle werden glücklich sein, dass hier so etwas einmalig Schönes und Erfolgreiches entstanden ist. Manche tun dies bereits im Voraus. Bad Buchau im Traumzustand. Aber so neu ist das doch gar nicht.

Der Sportverein träumt zum Beispiel schon von der Sanierung des Federseestadions. Natürlich ist die Anmahnung an die Stadt bei der Neuanlegung der großzügigen Spielflächen, Parkplätze und Grünanlagen am neuen Kinderhaus schon zu verstehen. Da wird alles im höchsten Glanz erstehen und daneben ist der verlotterte Sportplatz. Wem sollen da nicht die Haare zu Berge stehen, oder Gelüste erwachen? Nun, ganz neutral betrachtet, fragt man sich schon, warum die Sanierung des Sportgeländes mit dem neuen Kindergarten zusammen kostengünstiger sein soll? Vielleicht kann man einige Gewerke zusammen ausschreiben? Der Kindergarten wird dann eben etwas teurer (wahrscheinlich sowieso!!). Bei über 3 Millionen Baukosten kommt es auch auf die 4. Million nicht mehr an? Ein wirklich netter und sehr schlauer Impuls des Sportvereins. Und der Gemeinderat ist dem gar nicht so abgeneigt: „Sehr lobenswert“ lt. SZ vom 07.03. 13, lautet der Kommentar. „Ein solches Gesamtkonzept müsse – darüber herrschte Einigkeit- auf jeden Fall in Betracht gezogen werden …..“ Na also, was will man mehr. So hat auch der Sportverein jetzt seinen Traum und ich habe gehört angeblich auch die Feuerwehr mit einem Anbau an das Gerätehaus, der Altertumsverein beim Federseemuseum und vielleicht noch eine Festhalle oder eine Landesgartenschau für den Bürgermeister? Also doch Bad Buchau im Traumzustand? Dabei werden die Ortsstraßen immer schlechter, weil man über ein Jahrzehnt überhaupt nichts mehr daran gemacht hat und demnächst vielleicht nicht nur aus den Kandeln sondern auch noch aus den Schlaglöchern Blumen sprießen. Nur ein ganz kleines Beispiel, um die Träume nicht in den Himmel wachsen zu lassen!!

Über das Federseejournal zu schreiben lohnt sich kaum. Da liest man in der Zeitung, dass sich eine Projektgruppe unter Führung von Stadtrat Hirschle schon lange Zeit bemüht, dieses Amtsblatt für Klobesuche zu reformieren. Ganz bescheiden wird angemerkt, dass in diesem Gremium noch BM Diesch dabei ist. Aber dadurch wird es auch nicht besser. Wie nicht anders zu erwarten, ist die jüngste Ausschreibung dieses Blattes genauso in die „Hose“ gegangen. Da nutzen weder Runde noch eckige Tische, es kommt immer darauf an, wer an diesen Platz nimmt. Und das Rathaus hat seine rechtlichen Fachberater mit hohen Unkosten bald das ganze Jahr über im Einsatz. Wenn man schon so viel Geld ausgibt, wäre es vielleicht angebracht, diese Rechtsanwälte einmal einzusetzen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Dann könnte man sich solche Blamagen wenigsten noch ersparen. Übrigens auf den bürgerfreundlichen Service des Rathauses mit Umgestaltung des Foyers warten wir schon das dritte Jahr. Natürlich ohne Ergebnis. Die Freundlichkeit der Damen im Einwohnermeldeamt, die kaum ein „Grüß Gott“ über die Lippen bringen, dürfte mit dieser Maßnahme kaum besser werden.

Jetzt ist doch noch ein buntes Osternest des Stadtstreichers entstanden. Vorsicht beim Aufschlagen der Eier, manche sind vom Rathaus noch nicht hart genug gekocht worden.

Trotzdem allen Lesern ein weis(s)es, erholsames Osterfest.