Keiner bekämpft mit gleicher Leidenschaft die Staatsverschuldung.

Im Gegenteil: Mit immer neuen Krediten versuchen sich die Staaten gegen den Kollaps ihrer Wirtschaft zu immunisieren. Die Krise wird also dadurch bekämpft, dass man die nächst größere vorbereitet.

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Guten Morgen ,
die Staatsverschuldung dürfen wir uns wie eine weltweite Pandemie vorstellen.
Sie breitet sich in hohem Tempo aus, hat Länder und Systemgrenzen überwunden und mittlerweile alle Industriestaaten infiziert. Der wichtigste Unterschied zur Corona-Pandemie ist dieser:

Keiner bekämpft mit gleicher Leidenschaft die Staatsverschuldung. Im Gegenteil: Mit immer neuen Krediten versuchen sich die Staaten gegen den Kollaps ihrer Wirtschaft zu immunisieren.



Denn die epidemische Ausbreitung der Staatsschulden zerstört das Vertrauen in das Geldsystem, entwertet schließlich die angesparten Vermögen und bedeutet für künftige Generationen eine Last, die sie kaum werden tragen können.
In Deutschland, der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt, stellt die Bundesregierung bislang hohe dreistellige Milliardenbeträge für Hilfsmaßnahmen bereit. Die Schwarze Null ist damit Geschichte. 156 Milliarden Euro – finanziert durch neue Schulden – hat der Bundestag für den Nachtragshaushalt 2020 freigegeben.



Aber wo kommt dieses Geld eigentlich her, das der Staat in diesen krisenhaften Tagen so fleißig verteilt? Und was bedeutet die Rettungspolitik für die Stabilität unseres Gemeinwesens? 

Darüber unterhalte ich mich im Morning Briefing Podcast  mit Prof. Bernd Raffelhüschen, Ökonom und Direktor des „Forschungszentrums Generationenverträge“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Er sagt: Wir wissen auf jeden Fall eines:

Die Staatsverschuldung, egal ob es die sichtbare oder unsichtbare ist, wird dramatisch steigen.“ Die Steuerausfälle, die wir haben bei einem Sozialprodukt, das um fünf, sechs oder sieben Prozent sinkt, sind ja noch mal um einiges höher, weil wir ein progressives Steuersystem haben.

Das heißt, dort müssen wir mit Sicherheit mit 10 bis 15 Prozent Steuerausfällen rechnen. Und wenn dann zusätzlich Ausgaben gemacht werden, von 150, 200 oder 250 Milliarden Euro, dann werden wir unsere Staatsverschuldung, die ja doch relativ gut konsolidiert gewesen ist in den vergangenen Jahren, wahrscheinlich wieder auf ein Niveau von 70, 80, vielleicht sogar 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts schrauben.“ dpa Die bisherigen Schätzungen von Prof. Raffelhüschen, nach denen – wenn der Staat 30 Jahre lang so weiter wirtschaftet wie bislang – den Bürgern für die Einhaltung staatlicher Sozialversprechen etwa zwei Drittel ihres Gehaltes abverlangt werden muss, seien nach dieser Pandemie zu optimistisch, so Raffelhüschen:

Wir werden schon in den nächsten Jahren 40 Prozent Sozialausgaben oder die Beitragsquote an Arbeitnehmerentgelten nicht mehr halten können. Und dann haben wir schon eine Situation, wo ein durchschnittlicher Beschäftigter zwei Fünftel seines Lohnes zunächst für die sozialen Sicherungssysteme abgibt.“ Fazit:Wer sich ein ungeschminktes Bild der neuen Lage machen will, sollte diesen Podcast auf keinen Fall versäumen.


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Fazit:Wer sich ein ungeschminktes Bild der neuen Lage machen will, sollte diesen Podcast auf keinen Fall versäumen. Man muss Raffelhüschen nicht zustimmen. Aber man sollte ihm zuhören.


hier Video.

https://www.gaborsteingart.com/der-podcast/#podcast-content