Horst Reichle überwältigt mit Farben und Formen

Die Galerie der Stiftung „S BC – pro arte“ zeigt bis 24. Januar 35 Werke des aus Biberach stammenden Künstlers

Eröffneten die Ausstellung in der Galerie S BC – pro arte: (v. l.) Kustodin Dr. Barbara Renftle, OB Norbert Zeidler, Horst Reichle, seine Frau Brigitte Reichle sowie der KSK-Vorstandsvorsitzende Günther Wall.

Eröffneten die Ausstellung in der Galerie S BC – pro arte: (v. l.) Kustodin Dr. Barbara Renftle, OB Norbert Zeidler, Horst Reichle, seine Frau Brigitte Reichle sowie der KSK-Vorstandsvorsitzende Günther Wall. ( Text undFoto: Günther Vogel)

Biberach Knapp drei Wochen nach dem Start der Horst-Reichle-Ausstellung in Ochsenhausen zeigt die Stiftung „S BC – pro arte in Biberach“ der Kreissparkasse (KSK) ebenfalls 35 Werke des Künstlers. Günther Wall, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse, betonte bei der Eröffnung, dass zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung die Arbeiten eines bedeutenden Biberacher Künstlers das ideale Thema seien.

 

Reichle war bislang „nur“ in einer Gruppenausstellung 2007 vertreten, als es um Naturdarstellungen ging und Waldmotive von ihm zu sehen waren. 45 seiner Werke sind im Besitz der Kreissparkasse Biberach. Eines der bedeutendsten ist das Tryptichon „Bossa Nova“ von 1987 mit großen rot-ocker-grau-schwarzen Farbflächen, in denen man „spazieren gehen“ kann. Sie regen die Fantasie an, gegenständliche Kernstrukturen entdecken zu wollen.

Die Kustodin der Stiftung, Dr. Barbara Renftle, realisierte eine „erfreulich drangvolle Enge“ durch mehr als 200 Besucher. Die gezeigten Werke Reichles sind fast ausnahmslos zwischen 1987 und 1999 entstanden, zumeist Ölbilder, Farbradierungen, Einzeldrucke. Renftle sprach von poetisch-träumerisch versponnenen Werken, die hier den Schwerpunkt bilden. Dazu zählen auch stark kalligrafisch ausgerichtete Monotypien. Die Kustodin: „ Es gibt kaum ein Medium, das Horst Reichle nicht erfolgreich ausprobiert hätte.“ Sie erzählte, wie der Künstler während einer Erkrankungsphase in Tanger Farbenspiele einer nüchternen Hotelwand aufgenommen und später in einer Reihe von Werken künstlerisch verdichtet hat. Sie sprach von feinsinnig subtilen Seelenwelten, vom Zauberreich hinter den sichtbaren Strukturen, von den Prinzipien Metamorphose und Andeutung, von collageartigen Verdichtungen.

 

Horst Reichle hat auch eine neue Drucktechnik entwickelt, den Silikondruck als Kombination von Hoch- und Tiefdruck. Überhaupt ist er ein Meister der Drucktechnik. Seine Blätter zeigen starke Tonwert-Differenzierung und sind von bestechender optisch-malerischer Wirkung.

Sieht man sich in der Ausstellung um, erhält man Renftles Beurteilungen über feinsinnige Fantasien mit verschwimmenden Realitäten spannend bestätigt; so etwa in der Farbradierung auf Bütten „Landschaft III“ von 1995 mit scheinbaren Gegenständlichkeiten. Die Imagination lässt einen Strand erscheinen, langstieliges Gras, Meer am Horizont, wilde rote Wolkengebilde. Reichles Bilder üben in ihrer spezifischen Ästhetik insgesamt eine starke Faszination aus.

Auch Beispiele seiner Tätigkeit als Bildhauer sind zu sehen. Überhaupt ist die Palette seiner künstlerisch gestalterischen Arbeiten sehr groß. Dazu gehören auch Bühnenbilder. So gestaltete er 1996 in der Biberacher Stadthalle ein wunderschönes Rokokointerieur für Mozarts „Figaros Hochzeit“.

Neben der Gestaltung eigener Werke tritt Horst Reichle als Initiator und Organisator zahlreicher internationaler Symposien in Erscheinung, so 2009 für das „kunstforum ehingen“.

Die Ausstellung in Biberach in der Stiftung BC – pro arte am Ulmer Tor ist bis 24. Januar zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 13.30 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Die Ausstellung in Ochsenhausen im „Fruchtkasten“ des Klosters ist bis 12. Januar zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr.