d’r Erich verlässt’s Rathaus endgültig

der Erich goaht, will endlich sei Ruha han und nix meh wissa vom Rathaus. Zum fischa und jage wia emmer halt, des moint dr wär genau des richtige als Ausgleich von dene ewige Blätter und gschriebena Zuig. Gut so fertig und naus aus em Rathaus.

Unser Erich war die letzten Jahrzehnte der fleißige Amtsbote, Marktwächter und Schlichter. Kontrolleur und sonstiges was angefallen ist für einen der sich lieber mit den Bürgern unterhielt als alles nur per Brief und Post zu erledigen. Das wiederum tat er bestens und genau, manchmal eher zu genau und manchmal spitzbübisch überraschend lustig. Alles in allem einer der das Herz auf dem rechten Fleck hat und weis worauf es ankam. Fingerspitzengefühl und das richtige Mas dafür. Sein steter Weg führt ihn regelmäßig an den Federsee. Als erfolgreicher Jäger und Fischer in der 2,5 Meter Klasse Weller fangen weit über die Grenzen des Federseeraumes bekannt.

Die letzten Blätter und Notizen aus den letzten Jahren in den Reißwolf , und dann ist sein Platz für seinen Nachfolger frei. Viel Namen und Adressen von Marktausstellern usw. gilt es jetzt endgültig zu entsorgen. Anfragen und alte Postkarten, Briefe und Handzettel über diese und jenes, raus damit. Übrigens die Möbelierung fällt in nächster Zeit bei einer Sanierung des Rathauses zum Opfer,  aus dem Amtsbotenzimmer etwas mit nach hause nehmen wollte er dann aber doch nichts, kann ich gut verstehen.

One thought on “d’r Erich verlässt’s Rathaus endgültig

  1. Ja, ja, der Erich Zoll, Amtsbote a.D. und jetzt auch Marktmeister a.D. Ein Ur-Vieh vom Federsee, jetzt auf der Roten Liste. Darüber hinaus auch noch Fischer, Jäger, Bisamrattenfänger und Fallensteller aller Art. Immer ein verschmitztes Lächeln und einen Witz auf Lager, wo man ihn trifft. Verbunden mit Natur und Heimat wie kaum ein anderer, dabei aber keineswegs menschenscheu. Ich glaube, er hat das Rathaus immer gut vertreten und den offiziellen Schreiben, die er in die Briefkästen warf, das trockene, amtliche Flair entzogen. Das alles per Fahrrad oder höchstens noch eigenem, ratternden Moped. Also alles ohne elektrischen Flitzer mit Stahlhelm. Kein Wunder, wenn er unter der Sparsamkeit des Rathauses arg gelitten hat und er hintergründig behauptet, sein Dienst bei Wind und Wetter habe seine Gesundheit schon arg strapaziert. Man würde halt immer bei den Kleinen zum Sparen anfangen. Sonst hätte er sich als Schlitzohr noch wesentlich besser entfalten können. Wer sollte das bezweifeln? Eine Würdigung als Marktmeister unter Stadtstreicher Nr. 60.

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