Der Stadtstreicher – Kolumne 19

Wohl gesetzte Worte, brauchbare Ansatzpunkte aber wenig Greifbares dabei
Wohl gesetzte Worte, brauchbare Ansatzpunkte aber wenig Greifbares dabei

Dem pflichte ich bei seiner erfahrenen Amtsführung voll und ganz bei. Er hat sich wirklich angestrengt, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Das wird kaum einer bestreiten wollen. Für genügend Abwechslung war auch gesorgt. Manchmal war es so unterhaltsam, dass einem das Lachen vergangen ist. Mir wenigstens, andere mögen anders darüber denken. Erfreulich, dass ich mit dieser Feststellung von BM Diesch übereinstimmen kann.
Beim genauen Lesen der Antworten ist mir doch einiges aufgefallen, was ich für den Leser weiter kritisch hinterfragen oder auch feststellen will. Die Fragen decken sich auch teilweise mit der Aktion „amfedersee.de“.

Frage 1: (nach SZ.-Sonderseite „Wir in Bad Buchau“ vom 02.10.)
Bei der Jugendförderung frage ich mich: Warum hat man jetzt einen Jugendarbeitskreis eingerichtet, wenn doch kaum Wünsche auf diesem Gebiet offen sind? Da gibt es für die Jugendlichen wohl noch viel Überzeugungsarbeit nach der Bürgermeisterwahl zu leisten? Aber vielleicht werden bei dieser gemeinsamen Zufriedenheit die Zusammenkünfte auch nur angenehme Kaffeekränzchen mit Schulterklopfen. Auch das wäre ein Erfolg. Die „freie“ Jugend und Schüler sind nicht eingebunden? Also nur ein „Rumpfkreis“? Man hat ja monatelang kaum mehr was gehört – wie üblich.

Frage 2:
Beim Progymnasium bin ich über die vielfältigen, unablässigen Bemühungen der Stadt überaus erfreut. Davon hat man in der Öffentlichkeit, mindestens im Detail, nicht so arg viel mitbekommen. Gerade das hätte mich interessiert. Schließlich hieß es einmal, man habe über mehrere Jahre hinweg Stillschweigen vereinbart. Dies könnte man doch jetzt lüften. Oder ist über die derzeitige Diskussion „über einen qualitativen Lösungsansatz, der uns eine Alleinstellung bringen kann“ neues Stillschweigen vereinbart worden? Da scheint sich ja ein Schatzkästlein zu öffnen. Liebe Eltern, wie lange sind sie noch mit diesem schweigsamen Lösungsansatz zufrieden? Ich glaube, nicht einmal der Gemeinderat weiß davon, hat aber auch nie angefragt. Na dann warten wir halt weiter bis nach der Bürgermeisterwahl? Ein Geheimnis muss unser Bürgermeister schon auch noch haben.

Frage 4:
Beim Straßennetz bricht der Bürgermeister eine Lanze für die Abgeschiedenheit unseres Kurortes. Er meint es ja irgendwie schon recht, geht aber am Thema vorbei. Die Landstraße nach Oggelshausen ist ja keine autobahnähnliche Überlandtrasse, die weiträumigen Verkehr anzieht und uns damit überschüttet. Wir wollen doch bloß vernünftig in die Kreisstadt fahren können und vielleicht eine weitere (geschlossene) Umgehung der Kernstadt erreichen. Im dringlichen Bedarf ist diese Straße schon seit zig Jahren. Aber weitere konkrete Untersuchungen sind in den letzten Jahren nicht gelaufen. Also Stillstand. Keine Hoffnung nach der Bürgermeisterwahl? Wir bleiben sicher weiter abgeschieden.

Frage 6:
Ausreichende Kinderbetreuung ist eine der dringendsten Aufgaben auch im Blick der Stärkung der allgemeinen Infrastruktur und Beschäftigungspolitik. Dieser Punkt verdient volle Unterstützung. Über Neubauplanungen eines Kindergartens bei der Federseeschule habe ich noch nie etwas vernommen. Auch kein Beratungspunkt bei einer Gemeinderatssitzung ist mir aufgefallen. Ich frage mich deshalb, ist das nur ein pauschales Denken des Bürgermeisters vor der Wahl? Oder bestehen tatsächlich schon Ansatzpunkte und wenn ja, welche und für wann? Erstaunte Bürger würde das interessieren.

Frage 7:
Beim Federseemuseum wird Tourismus wieder angeschnitten. „Wie viel Besucher verträgt unser Naturschutzgebiet? Tourismus stößt auch an Grenzen! Angleichung von Quantität und Qualität. Wachstum muss auch bewältigt werden. “ Soll das heißen, es reicht was wir haben? Stillstand? „Wir sind sehr erfolgreich!“ Um erfolgreich zu bleiben, braucht es aber nicht weniger Anstrengung, Herr Bürgermeister. Gerade auf diesem heiß umkämpften Markt, bei dem sich täglich Veränderungen aufzwingen. Als geschätzten Tourismusfachmann möchte ich Sie nicht belehren. Außer Ermahnungen und Warnungen sind nur zaghafte Lösungen angedeutet. Hätte da mehr von Ihnen erwartet. Über das Federseemuseum selbst vermisse ich dringende Sanierungsangaben und ein Konzept mit Blick auf das Weltkulturerbe. Ein einmaliges Ereignis – und die Konkurrenz lauert. Über Meinungsverschiedenheiten mit dem Altertumsverein: Schweigen. Ich stelle fest, Konkretes wohl nach der Bürgermeisterwahl?

Frage 8 und 3:
Schließlich das Götzburg Areal. Das was gesagt wird, klingt ja auf den ersten Blick plausibel. Aber es gibt auch andere Argumente. „Ein freier Unternehmer sucht eine zeitnahe Amortisation seines eingesetzten Kapitals“. Die 150.000 Euro Kaufsumme des Geländes sind für einen Investor doch kein Zwang, wenn er Millionen bringen sollte. Die Planungshoheit bringt gar nichts. Er wird der Stadt schon diktieren, was für Voraussetzungen er erwartet. Mit den Zuschüssen aus der Stadtsanierung hätte man auch selbst einiges auf dem Gelände leisten können, jetzt dient das Geld allein den Zielen und dem Gewinn des Investors. Hoffen wir, dass des Bürgermeisters Konzept aufgeht und alles ein gutes Ende findet…. in den nächsten Tagen nach der Wahl! Erfreulich ist Ihre Ankündigung. Auch ich drücke den Daumen.

Frage 9:
Sie wollen die Finanzkraft der Stadt nicht überstrapazieren und den Konsolidierungskurs weiterfahren. Da denken Sie an eine große Mehrzweckhalle neben all den anderen dringenden Aufgaben? Es sind ja nur einige hier genannt worden. Hat Bad Buchau noch nicht genügend Versammlungsmöglichkeiten und ein herrliches Kurzentrum als Kulturhaus? Und für den Sport, bei zurückgehenden Kinderzahlen und einem Allwetter – Kunstrasenplatz nicht ausreichend Trainingsmöglichkeiten? Okay, das Federseestadium ist sanierungsbedürftig. Mutig, Herr Bürgermeister, dass Sie diesen Wunschtraum vor der Bürgermeisterwahl ausgepackt haben. Ziemlich realitätsfremd bei obigem Vorsatz. Dabei wollen Sie doch Wünschenswertes von Machbarem trennen. Ich frage: Nur vor der Bürgermeisterwahl?
Wie sieht denn überhaupt der mittelfristige Investitionsplan für die nächste 4 Jahre aus? Kein Wort davon.
Jetzt bin ich total erschöpft von den vielen Recherchen, die ich durchführen musste. Aber auch von manch anderen Problemfeldern, die mir aufgetragen wurden. Schließlich bin ich ja Stadtstreicher und kein Gemeinderat, der sich mit diesen Gegebenheiten eingehendst befassen sollte… und den Bürger mit einbeziehen sollte. Von einem Bürgergespräch in irgendeiner Form (allgemeine Bürgerversammlung oder einer Anhörung zu größeren Problemfeldern) seitens des Rathauses hat man nie etwas gehört. Von diesbezüglicher Information oder Rechenschaft der Verwaltung im Federseejournal kann keine Rede sein (höchstens eine Weihnachtsbotschaft).So fehlen an der Basis jegliche Zukunftsvorstellungen. Mehr oder weniger versprengte Runde Tische können das nicht ersetzen. Die Politik wird in Bad Buchau am Bürger vorbei praktiziert. Das ist ein Tatbestand. Er wird nur als Betroffener gesehen und nicht als Beteiligter. Er kommt sich abgeschoben vor, fühlt sich wertlos. Dabei wird das in der Agenda Diesch, die sie unbedingt einmal lesen sollten, gerade umgekehrt dargestellt. Aber was geht mich mein Geschwätz von gestern an? Kennen Sie den Satz? Ich hoffe nicht, dass wir nach dem Wahlkampf darauf zurückgreifen müssen.

Noch eines muss ich festhalten, es kann durchaus sein, dass ich teilweise unberechtigte Fragen stelle oder Folgerungen ziehe. Aber es geschieht nach meinem besten Wissenstand. Sollte dieser aufgrund der fehlenden öffentlichen Informationsquellen mangelhaft sein, kann das nicht mir oder gleich Uninformierten angelastet werden.

Insgesamt empfehle ich den Bürgern einfach noch (weitere) Geduld aufzubringen , abzuwarten oder zuzuschauen. Ist doch ganz bequem so, oder nicht? Aber später, bzw. zu spät, ja nicht schimpfen, wehklagen oder gar unzufrieden sein.