Der Stadtstreicher – Kolumne 15

Wir sitzen immer noch im Sommerloch.

Stadtrat Weiss und Winkler prosten sich gelangweilt beim Herbstfest zu. Wer weiß, was die schon wieder aushecken? Oder suchen die sich nur eine bequeme Sitzgelegenheit für das zweite Jahr ihrer Amtszeit heraus? Ein Tanzpaar vermisst doch tatsächlich die angesagte Tanzkapelle. Nur die Bauhofarbeiter sind mal wieder zur Stelle, wenn man sie braucht. Manchmal schneller als gewünscht, wie sich beim WGB-Fest herausgestellt hat. Oft ist das ja nicht der Fall, bei diesen völlig überarbeiteten Alleskönnern, nach denen man in allen Winkeln der Stadt sehnsüchtig Ausschau hält. Der Bürgermeister ist im wohlverdienten Urlaub. Er sieht wirklich erholungsbedürftig und irgendwie „bedrückt“ aus, wie ich auf dem Bild mit dem Landesrabbiner feststellen musste. Mit einem Leichenwagen im Hintergrund (auch wenn neu renoviert), geht einen das Zäpfchen natürlich schon runter. Dagegen ist Frau Mayenberger eine richtige Weihnachtskerze, im vollen Element ihres jüdischen Forschungsdrangs erblüht. Ja so ist es, wenn man in einer Aufgabe wirklich aufgeht, da kann selbst (ehrenamtliche) Arbeit zur Erholung werden.

Bei meinen Moorwanderungen muss ich zukünftig besser aufpassen. Versinkt doch tatsächlich ein Pferd im Moorgraben und muss von der Feuerwehr gerettet werden. Sollte mir das passieren, dürfte die Rettung wohl verzögert werden oder gar ganz ausbleiben. Wäre gerade recht, wenn ich bis zur Nase im Moor stecken würde. Schluss mit dem Lästermaul. Für Tiere bringt man da schon eher mal Mitleid auf. Das zeigt sich immer wieder. Selbst Ehrenbezeugungen bleiben da nicht aus. Da kann man als Bürgermeister und selbst als Stadtstreicher nur erblassen. Nicht nur als Tier des Jahres oder auf der Roten Liste wird man sehr publikumswirksam erwähnt. Nein, kein Bär sondern eine Kuh müsste man sein, um einen Patenonkel wie Ministerpräsident Mappus zu erhalten. Wie viele Parteifreunde und CDU-Wähler wohl jetzt beleidigt sind? Die hat doch noch kein einziges Werbeplakat aufgeklebt und noch nie die richtige Partei gewählt! Aber so ein richtig eingefleischter Parteifreund muss das in Würde hinnehmen können. So einer Kuh mit ihren großen Rehaugen kann eben selbst ein Ministerpräsident nicht entsagen, Verdienste hin oder her. Das sind schon tierische Erlebnisse, so schöne Kuhfladen auf der Weide (dabei meine ich natürlich nicht die hochrangigen Begleiter).

Da kann eine Oma, die ihr Enkelkind auf dem Rollator Spazieren fährt und als farbiges Titelbild in der Riedlinger Presse präsentiert wird, immer noch nicht mithalten. Auch die Störche nicht auf dem Riedlinger Kirchen- und Pfarrhausdach. Wenn natürlich im Federseegebiet mindestens gleich viele Störche tagelang ihre Flugübungen abhalten, wird das völlig ignoriert. Keine Schlagzeile, kein Titelbild. Und die über 200 Schwäne auf dem See? Auch hier sieht man, wie ungerecht es auf dieser Welt zugeht, selbst bei den Vögeln. Dort die ehemalige stolze Oberamtsstadt, hier das vergessene Moorstädtchen. Aber unser Bürgermeister ist froh darüber, wenn über unsere Stadt nicht so viel berichtet wird, weil meistens doch alles falsch ist, was er gesagt hat oder was gedruckt wird. Vielleicht besteht diesbezüglich gar ein gewisses Einvernehmen. Das Wetter hat dieses Jahr sowieso nicht gestimmt. Die Bauernweisheiten sind auch nicht mehr das, was sie waren. Von wegen Korn in die Scheuer fahren. Nur noch Maisfelder für Gasanlagen und aufgeblähte Kuhställe in der Landschaft, die dem Spaziergänger und selbst dem Autofahrer jegliche Fernsicht versperren. Ein neues Warnschild in unserem Verkehrsschilderwald an unseren Landstraßen wäre dringend: Achtung, Maisfeld, Kurve nicht einsehbar. Dabei kann man Bad Buchau jetzt auch nicht mehr mit dem Flugzeug erreichen. Der Segelflugplatz ist passe wegen zu hohen Verkehrsaufkommens beim Starenflug. So verlieren wir eine Attraktion nach der anderen. Es muss ja nicht gleich das Progymnasium sein, ein beliebter Wanderparkplatz tut es auch. Wir sehen, alles ist in Veränderung und das oft in kürzester Zeit. Man muss schon aufpassen, wo man bleibt. Den meteorologischen Herbstbeginn haben wir ja schon hinter uns. Früher kannten wir den 21. September für diese Zeitumstellung. Mit nichts kann man heute mehr warten. Immer schneller und rasanter geht’s voran.

Was uns wohl dieser Herbst noch alles bescheren wird? Ich habe mir jedenfalls vorsichtshalber noch eine weitere Decke für mein Nachtlager besorgt, falls die Nebeltage noch länger und dichter werden und der Nordwind stärker bläst. Oder gibt es gar unter Föhneinfluß gar keinen Winter?

Auch das kann keiner mehr voraussagen.