Der Stadtstreicher – Kolumne 11

„Der Buchauer Weg“ In der SZ. am 16.07.10 stand zu lesen, dass der Rat nach Streit in Klausur geht.

Nun es gibt verschiedene Bedeutungen für eine Klausur. Ob die Räte sich wohl in die Abgeschiedenheit eines Klosters begeben? Oder gar büßen wollen, um ihr seelisches Gleichgewicht wieder zu finden? Besinnungstagen wird ja durchaus eine reinigende Kraft zugesprochen. Aber was soll da gereinigt werden? Bei solch makelloser Amtsführung sicher kein Bedarf.

Eine Klausur kann auch eine in einem abgeschlossenen Raum stattfindende schriftliche Prüfung sein. Aber was soll abgefragt werden? Die Gemeindeordnung, die Hauptsatzung, die Befangenheit? Alles Themen, über die man in letzter Zeit viel lernen konnte. Wäre sicher interessant, was da alles in den Köpfen hängen geblieben ist. Ich frage mich nur, wer soll da wen prüfen? Der Gemeinderat als Kontrollorgan den allwissenden Bürgermeister oder der Bürgermeister als Vorsitzender des Gemeinderats seine verblüfften Stadträte. Das wäre alles viel zu heikel. Also eine Prüfung kann es auch nicht sein.

Bleibt nur noch die dritte Möglichkeit: eine Klausursitzung. Eine Sitzung, bei der sich die Teilnehmenden in Abgeschiedenheit begeben. Also in den Sitzungssaal, in dem meist sowieso nur nicht öffentlich beraten wird. Da ist die Abgeschiedenheit dann doppelt gewährleistet, also die Zusammenkunft sozusagen geheimer als geheim. Und dieses Treffen wird vom Bürgermeister sogar in der Zeitung veröffentlicht. Der ist ja viel offener als man bisher vermutete. Springt doch tatsächlich über seinen gewaltigen Schatten.

Also was offizielles kann es mit der Klausurtagung wohl nicht sein. Vielleicht eine Fortbildungsveranstaltung für die später einmal angedachte Prüfungsarbeit? Fachvorträge über Problemfelder? Oder einfach ein Ferientag für den Gemeinderat? Aber was soll dann die veröffentlichte Tagesordnung? Einführung einer blauen Zone, Umstrukturierungsvorschläge in der Verwaltung, der interne Umgang im Gremium und dessen Außenwirkung. Lauter Punkte für eine offizielle Gemeinderatssitzung.

Aber da gibt es noch einen Punkt: den „Buchauer Weg“. Sofern es diesen Weg überhaupt jemals gegeben hat. Laut Bürgermeister meint er damit Teamgeist und sachliche Zusammenarbeit im Gremium. „Nichts ist mehr so wie es war.“ Er vergisst, dass er als Vorsitzender die Fäden in der Hand hält und rechtlich, organisatorisch, und gestalterisch verantwortlich oder zumindest wesentlich mitverantwortlich ist für ein reibungsloses Funktionieren. Er hat Vorbildfunktionen zu erfüllen und nicht nur zu Repräsentieren. Aus dem „Buchauer Weg“ ist im Laufe der Zeit so ganz allmählich und aus unterschiedlichsten Gründen eben ein „Weg Diesch“ geworden. Das ist ganz normal. Jeder Bürgermeister wird seinen Weg gehen und damit das Rathaus prägen und verkörpern. Er hat es auch letztlich zu verantworten, ohne sich hinter dem Gemeinderat verstecken zu können.

Ja was ist es nun für eine Veranstaltung? Vielleicht kann man das besser auslegen, wenn die Tagung vorbei ist; Je nach Ergebnis eventuell auch unterschiedlich interpretieren. Man hat sich ja alle Türen offengehalten und damit den „Weg Diesch“ eingeschlagen.